Spitäler ächzen unter dem Tarmed-Eingriff

Die ambulanten Ärztetarife von Bundesrat Alain Berset machen den Spitälern zu schaffen. Dies wirkt sich direkt auf den Gewinn aus, wie die aktuellen Jahresabschlüsse zeigen.

, 2. Mai 2019 um 05:22
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«Berset-Effekt»: Der Tarifeingriff von 2018 verhagelt den Spitälern die Jahresrechnung. | PD Alain Berset
Die diesjährige Berichtssaison der Spitäler ist unspektakulär. Sie zeigt mit wenigen Ausnahmen überall das gleiche Bild: Der Tarmed-Eingriff von Alain Berset führte im vergangenen Geschäftsjahr zu hohen Ertragsausfällen – trotz steigenden Patientenzahlen. 
Am 1. Januar 2018 hat der Bundesrat nach 2014 zum zweiten Mal in die Tarifstruktur eingegriffen, weil sich die Tarifpartner nicht einigen konnten. Er habe ihn sachgerechter ausgestaltet, indem er übertarifierte Leistungen korrigiert und die Transparenz erhöht habe, hiess es damals in einer Mitteilung. Die Senkung soll Einsparungen von 470 Millionen Franken bringen. 

Millionenverlust für die Solothurner Spitäler

In den vergangenen Tagen haben mehrere Spitäler ihre Zahlen vorgelegt. Die Solothurner Spitäler (soH) haben 2018 einen Verlust von 3,7 Millionen Franken geschrieben. In der Vorjahresperiode resultierte noch ein Gewinn von 13,6 Millionen Franken. 
Auf Grund der angepassten Tarmed-Tarife haben die Spitäler in Solothurn, Olten und Dornach rund zehn Millionen Franken weniger eingenommen. Als weiteren Faktor für das negative Resultat nennen die soH den zunehmenden Wegfall der Entschädigung für gemeinwirtschaftliche Leistungen sowie anfallende Kosten für den Neubau (direkt zum soH-Geschäftsbericht 2018). 
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Solothurner Spitäler (soH)
Besser abgeschlossen hat im vergangenen Jahr das Kantonsspital Aarau (KSA). Obwohl auch beim KSA die Tarifreduktionen im ambulanten Bereich Mindereinnahmen von rund zwölf Millionen Franken zeigten, konnte das Spital diese offenbar durch Optimierungen weitgehend kompensieren. Das KSA hat das Geschäftsjahr 2018 mit einem Gewinn von 0,3 Millionen Franken abgeschlossen, wie der KSA-Geschäftsbericht zeigt. Konsolidiert hat die ganze Spitalgruppe aber einen Verlust von 0,5 Millionen Franken erzielt. Ins Gewicht fällt hier vor allem der Verlust von einer Million Franken beim Spital Zofingen. 
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Kantonsspital Aarau (KSA)

Keine Entspannung in Sicht

Das herausfordernde Umfeld zwingt die Spitäler zu tiefgreifenden Massnahmen. Im Fokus stehen etwa Prozessverbesserungen, Programme zur Kostenreduktion, Investitionen in die Infrastruktur oder Kooperationen und Integrationen. Kurz: Der finanzielle Druck verlangt von den Spitälern, die Effizienz und die Effektivität signifikant zu verbessern – insbesondere auch vor dem Hintergrund der stark zunehmenden Verschiebung von stationär zu ambulant.
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