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Berufsverband der Haus- und Kinderärzte hat aktiv bei der Erarbeitung des neuen Ärztetarifs mitgewirkt. Trotzdem sagt er jetzt Njet zum neuen Vorschlag. Wesentliche Anforderungen an einen fairen und vereinfachten Tarif seien nicht erfüllt, so der Befund: Der neue Tarif sei unausgewogen und führe nicht zu einer besseren Abgeltung von Grundversorgerleistungen. Damit aber seien die Ziele der Tarifrevision nicht erreicht.
Fazit: Der Berufsverband verlangt nun die Weiterführung der Revisionsarbeiten.
Konkrete Mängelpunkte laut dem Verband mfe Haus- und Kinderärzte sind:
- Einbussen: Das ursprünglich zentrale Ziel, die medizinischen Grundversorger besser zu stellen, werde mit dem vorliegenden Vorschlag nicht erreicht – «im Gegenteil». Sämtliche Berechnungen der Tarifexperten des Verbandes zeigten, dass die Haus- und Kinderärzte mit dem revidierten Tarif sogar mit Einbussen zu rechnen hätten.
- Abwertung: Die ärztliche Konsultation werde im neuen Tarif abgewertet. Der neue Tarif bedrohe somit die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.
- Intransparenz: Obendrein sei der neue Tarif weder einfacher und transparenter: «Die Anzahl Positionen wurde zwar verringert. Der Tarif ist aber nicht verständlicher geworden».
- Weniger Leistungen: Nicht annehmbar sei ferner, dass die Haus- und Kinderärzte laut dem Tarif gewisse Leistungen nicht mehr abrechnen dürfen, die sie bis jetzt selbstverständlich und in bester Qualität erbringen.
- Normierung: Grundsätzlich verhindere die von Bund und Versicherern geforderte Kostenneutralität einen sachgerechten und wirtschaftlichen Tarif. Denn in einem ersten Schritt werde das Leistungsvolumen «normiert» – und dies auf Basis einer undifferenzierten Betrachtung der Kostenentwicklung. Diese Normierung erfolge linear, ohne Unterscheidung zwischen verschiedenen Fachbereichen oder zwischen Praxis und Spital. Damit, so der Verband, würden die Grundversorger für die Kostensteigerung in anderen Bereichen bestraft – allen voran in den Spitalambulatorien und in der Medizinaltechnik.
Der Verband erinnert daran, dass sich die Medizin seit Einführung des Tarmed-Tarifs vor zwölf Jahren entwickelt hat, dass neue Leistungen hinzukamen und die Personalkosten stiegen: «Die Tarifrevision muss all diesen Faktoren Rechnung tragen.»
Das Ihr-oder-Wir-Problem
Dabei wenden sich die Haus- und Kinderärzte direkt gegen die die Sätze für Spitäler und Spezialisten – zahlreiche seien zu hoch tarifiert: «Wegen der geforderten Kostenneutralität wirkt sich das direkt und negativ auf die Haus- und Kinderärzte aus; heute und in Zukunft.»
Damit erhärtet sich der Eindruck, dass das Projekt Tarvision Schiffbruch erleiden dürfte – insbesondere wegen Differenzen innerhalb der Ärzteschaft.
Bereits am Montag hatten die Spezialärzte und Chirurgen Fundamental-Opposition angekündigt, im Einklang mit dem Krankenversicherungs-Verband Santésuisse.
Die neue Tarifstruktur, welche der Ärzteverband FMH, der Spitalverband H+ und die Medizinaltarif-Kommission MTK gemeinsam vorlegen, würde für frei praktizierende Ärzte und ambulante Behandlungen in den Spitälern die Anreize zur Mengenausweitung erhöhen, so der Vorwurf dort. Am Ende werde die Sache zu teuer, so dass jetzt eine sofortige Kurskorrektur einzuleiten sei.
In diesem letzten Punkt herrscht offenbar erhebliche Einigkeit zwischen den divergierenden Organisation. Es fragt sich nur, in welche Richtung dann korrigiert würde.