Tarmed: Zürich legt Tarife provisorisch fest – Ärzte protestieren

Die Zürcher Kantonsregierung beschloss, die ambulanten Tarife ins Jahr 2017 zu verlängern, um einen vertragslosen Zustand zu vermeiden. Die Ärztegesellschaft droht mit Rekurs.

, 22. Dezember 2016 um 14:26
image
  • tarmed
  • praxis
  • zürich
Die Zürcher Regierung hat beschlossen, die Tarmed-Verträge im ambulanten Bereich fürs nächste Jahr vorsorglich festzulegen. Das heisst: Die Sätze, welche für ambulante Behandlungen 2016 galten, werden fortgeführt. Dies nachdem sich die Verbände der Ärzte, Spitäler und Krankenversicherer nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnten.
Die Regierung erklärt dies auch damit, jetzt Sicherheit geschaffen zu haben: «Der Kanton nimmt seinen verfassungsmässigen Auftrag wahr und gewährleistet eine geordnete Gesundheitsversorgung für die Patientinnen und Patienten.» Für die Zürcher Ärztinnen und Ärzte ist der Entscheid jedoch ein Rückschlag. Sie kämpfen dafür, dass der Taxpunktwert von derzeit 89 Rappen erhöht wird, ihr Ziel liegt bei einem Franken. 

Es gab Anlass zur Hoffnung

Entsprechend enttäuscht reagiert die Ärzte nun darauf, dass die 89 Rappen also nochmals auf ein Jahr festgeschrieben werden. Man erwäge, gegen den Entscheid zu rekurrieren, teilten die Zürcher Ärzte am Donnerstag mit.
«Nach den vielen guten Gesprächen mit den Behörden, gab es doch einigen Anlass für eine Besserung der Situation», zeigte sich Josef Widler enttäuscht. Der Präsident der AGZ sagte weiter: «Wir haben nachgewiesen, dass die Arztpraxen im Kanton Zürich mit dem aktuellen Taxpunktwert von 89 Rp nicht mehr kostendeckend arbeiten können. In den Kantonen Genf und Waadt mit ähnlich hohen Betriebskosten der Ärzte gibt es Taxpunktwerte von 96 und 97 Rappen.»

Was ist im langfristigen Interesse?

In Zürich werde seit Jahren auf Kosten der Ärzte gespart. Auch wenn der Kanton noch Zeit brauche, um die Berechnungen der Ärzteschaft zu überprüfen, so wäre eine Taxpunktwert-Erhöhung 2017 doch dringend nötig gewesen.
Ein höherer Wert sei auch im langfristigen Interesse des Kantons, erinnerte die AGZ: «Der heutige Taxpunktwert im Kanton Zürich ist so tief, dass die ambulante Versorgung langfristig nicht mehr gewährleistet ist. Junge Ärztinnen und Ärzte können sich kaum noch leisten, eine eigene Praxis zu gründen. Ältere Ärzte finden für ihre Praxen nur mit grosser Mühe Nachfolger.»

  • Hier lesen Sie weiter: Tarmed 2017: Auch die Zürcher Spitäler melden Widerspruch an

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

image

Nächster Fall: Notfallpraxis der Hausärzte in Sursee schliesst

Das Bundesgerichtsurteil gegen Inkonvenienz-Pauschalen für Walk-in-Praxen und Permanencen hat weitere Folgen.

image

10 Forderungen: So wird die Arztpraxis barrierefrei

Viele Praxen sind für beeinträchtigte Menschen schwer zugänglich. Stufen sind nur eine von vielen Hürden.

image

«Datengrundlage der Pauschaltarife ist eine Farce»

Erneut wehren sich die Spezialärzte gegen «praxisuntaugliche» ambulante Pauschalen. Sie würden auf fehlerhaften Daten basieren.

image

«Wenn Hausärzte fehlen, liegt es am politischen Willen»

Giovanni Fantacci blickt auf fast drei Jahrzehnte als Praxisarzt zurück. Nun hat er ein Buch über seine Erfahrungen veröffentlicht. Das Interview über entfremdete Ärzte, fatale Trends und kreative Chancen.

image

Argomed lädt zum HausarztFORUM

Die Veranstaltung bietet Ihnen die perfekte Plattform, um über aktuelle Themen, Best Practices und die täglichen Herausforderungen in der Praxis zu diskutieren.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.