Die Hirslanden-Gruppe informierte am Dienstag die Öffentlichkeit über das laufende Verfahren zur Konsultation der Arbeitnehmenden.
Eine Betriebsschliessung könnte kurz bevorstehen. Zu stark ist der operative und wirtschaftliche Druck für die Klinik mit 28 Betten geworden. Die Privatklinik ist gesetzlich verpflichtet, diese Massnahme einzuleiten, weil Massenentlassungen nicht ausgeschlossen werden können.
Betroffene, allen voran die Mitarbeitenden, können nun in den nächsten Tagen Vorschläge machen, wie diese letzte Lösung verhindert oder zumindest die Folgen von Kündigungen gemildert werden können. Das Management von Hirslanden sei offen für alle Ideen, heisst es. Auch die Mitbewerberin Swiss Medical Network (SMN) will
Gespräche zur Auslotung von Alternativen aufnehmen.
Verwaltungsrat muss jetzt Ideen prüfen
Hinter den Kulissen laufen in Schaffhausen derzeit eine Reihe von Info-Anlässen und Workshops für die Belegschaft. Gleichzeitig wird auch ein Sozialplan für die 120 Mitarbeitenden ausgearbeitet. Für den Fall der Fälle. Gewerkschaften verfolgen die Entwicklung genau.
Unter der Leitung von Belair-VR-Präsident und Hirslanden-CEO Daniel Liedtke werden die internen und externen Vorschläge geprüft. Dann wird Stellung genommen und standardmässig dem Amt für Wirtschaft rapportiert. Anfangs Juli sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Lohnverzicht oder Klinik verkaufen
Der Fall erinnert an die Schliessung der Klinik St. Georg in Goldach. Im Sommer vor einem Jahr brachten Mitarbeitende rund 100 Vorschläge auf den Tisch, um das Ende der Klinik abzuwenden. Von schlauen bis zu unrealistischen Lösungen, wie Medinside weiss. Zum Beispiel Lohnverzicht über mehrere Wochen oder die Klinik für 1 Franken den Mitarbeitenden zu verkaufen.
Doch das Verfahren endete erfolglos. Ein möglicher Verkauf an die Klinikgruppe Swiss Medical Network (SMN) löste sich in Luft auf, weil das Spital von der Spitalliste gestrichen wurde. Klar ist: Auch die Klinik Belair müsste für ihr Leistungsangebot kämpfen, wenn im Kanton Schaffhausen die neue Spitalliste ausgehandelt wird. Die Klinik Belair würde das Angebot gerne ausweiten.
«Entlassungen sind nicht die Idee»
Und noch vor rund einem Monat sagte Belair-Direktor Peter Werder, dass es nach dem Weggang von mehreren Orthopädie-Belegärzten weiter gehe.
«So schnell geben wir nicht auf». Die kleine Klinik mit 28 Betten arbeite rentabel. «Wir haben also keinen Grund für Kurzschlusshandlungen.» In den letzten beiden Jahren wurde für über zwei Millionen Franken die Infrastruktur erneuert.
Nicht zur Farce verkommen lassen
Die Ideen der Hirslanden-Manager für die Zukunft der Klinik Belair scheinen ausgeschöpft zu sein. Geprüfte Optionen und Kooperationsmöglichkeiten erwiesen sich als nicht erfolgsversprechend.
Wie gross ist nun die Hoffnung für eine Rettung der Klinik Belair? Das ist schwierig abzuschätzen. Oftmals werden solche Konsultationsverfahren als Alibi für längst beschlossene Pläne wahrgenommen. Selbst hinter vorgehaltener Hand sagen offizielle Stellen, dass Konsultationsverfahren nicht wirklich viel bringen.
Anderseits könnte das Verfahren auch Chancen bieten, um transparent und umfassend zu informieren – und vielleicht doch noch eine Lösung in letzter Sekunde aus dem Hut zu zaubern. Die Erfahrungen im Kanton Schaffhausen mit Konsultationsverfahren sind sehr unterschiedlich, sagt Vivian Biner, Dienststellenleiter vom Arbeitsamt Kanton Schaffhausen. Je nach Situation des Unternehmens konnten in der Vergangenheit durchaus Arbeitsplätze teilweise erhalten werden.
Ungewissheit und Verunsicherung ist gross
Wie viele der 120 Mitarbeitenden der Belair-Klinik schliesslich von einer Kündigung betroffen sind, bleibt bis Anfang Juli wohl unklar. Oftmals können auch Arbeitsangebote an anderen Standorten, freiwillige Kündigungen oder vorzeitige Pensionierungen die Situation entschärfen. Doch die Ungewissheit und Verunsicherung bei der Belair-Belegschaft dürfte gross sein. Auch bei den Mitarbeitenden von anderen Hirslanden-Kliniken, denen vielleicht auch bald mal ähnliche einschneidende Massnahmen drohen.