Die Gewinnerinnen und Gewinner des Viktor Awards 2024 stehen fest. Hier sind die ausgezeichneten Persönlichkeiten und Institutionen:
Kategorie 1: Herausragende Persönlichkeit
Renate Gurtner, Geschäftsführerin Palliative.ch (bis Ende Januar 25)
Renate Gurtner Vontobel hat der Palliative Care in der Schweiz eine starke Stimme gegeben. Als Geschäftsführerin von palliative.ch hat sie die Fachgesellschaft in den vergangenen fünf Jahren nachhaltig positioniert und die Präsenz von Palliative Care entscheidend gestärkt. Dafür wurde sie mit dem Viktor Award 2024 in der Kategorie «Herausragende Persönlichkeit» ausgezeichnet.
Gurtner Vontobel setzte sich nicht nur für die fachliche Weiterentwicklung der Palliativversorgung ein, sondern auch für eine breitere gesellschaftliche Debatte über Sterben, Tod und Trauer. Als Public Health-Fachfrau mit Blick auf die Gesamtbevölkerung initiierte sie gleich zu Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020 die vielbeachtete Task Force Corona mit Fachexperten der Palliative Care. Ziel und Zweck dieser Task Force war es, die Vernetzung, den Wissenstransfer sowie die kontinuierliche Analyse der Erfahrungen und die Ausarbeitung settingspezifischer Empfehlungen sicherzustellen. Ausserdem gelang es ihr, dass eine Palliativmedizinerin und Geriaterin Einsitz in die Swiss National COVID-19 Science Task Force nehmen konnte.
Mit ihrem Engagement baute sie schweizweit Netzwerke auf, förderte die interdisziplinäre Zusammenarbeit und trieb die Diversifizierung der Finanzierung von palliative.ch voran. Ihre Vision war stets eine bessere Versorgung für Betroffene und ihre Angehörigen. «Es braucht Vorbilder, die Tabus brechen und über Verlust und Trauer sprechen» so Gurtner Vontobel.
Herausragendste Persönlichkeit, Laudatorin Barbara Gysi (links) Preisträgerin Renate Gurtner
Kategorie 2: Mutigste Initiative in der Organisationsenwicklung
Swiss Hospital at Home Society
Swiss Hospital at Home Society setzt sich mit grossem Engagement dafür ein, dass Patientinnen und Patienten eine medizinische Akutversorgung in den eigenen vier Wänden erhalten können – eine zukunftsweisende Alternative zum klassischen Spitalaufenthalt.
«Hospital at Home ist mehr als ein Projekt – es ist eine Bewegung, die zeigt, wie innovative Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen aussehen kann», hiess es in der Laudatio. Die Initiative wurde ohne bestehende Tarifierung und Standards ins Leben gerufen und zeigt so die Entschlossenheit, mit kreativen Ansätzen Neues zu schaffen.
Seit ihrer Gründung im November 2023 setzt sich die Swiss Hospital at Home Society dafür ein, die strukturellen und politischen Rahmenbedingungen für dieses international bewährte Versorgungsmodell in der Schweiz zu schaffen. Besonders im Kanton Basel-Landschaft stiess das
Pilotprojekt auf grosses Interesse: Seit 2023 wurden dort bereits 290 Patientinnen und Patienten zu Hause behandelt – deutlich mehr als erwartet.
«Wir wollen die Akutmedizin nach Hause bringen, um den Menschen mehr Autonomie und Lebensqualität zu ermöglichen», betonte Severin Pöchtrager, Präsident der Swiss Hospital at Home Society und Leitender Arzt an der Klink Arlesheim. «Diese Auszeichnung gibt uns Rückenwind, um unser Ziel weiterzuverfolgen und Hospital at Home fest im Schweizer Gesundheitssystem zu verankern.»
Laudator Otto Bitterli, Severin Pöchtrager
Kategorie 3: Medizinische Meisterleistung
Alexandra Calmy, Direktorin des Zentrums für klinische Forschung, Universität Genf / HUG
Die Genfer Infektiologin erhält den Preis für ihre herausragende Forschung zu HIV/AIDS, ihren unermüdlichen Einsatz in der klinischen Versorgung und ihre bedeutende Rolle in der globalen Gesundheitspolitik.
«Ihr Engagement hat die Versorgung von HIV-Patientinnen und -Patienten weltweit verbessert und den Zugang zu wirksamen Therapien erleichtert,» hiess es in der Laudatio. Seit Jahrzehnten setzt sich Calmy für die Erforschung der Nebenwirkungen antiretroviraler Therapien sowie für die Bekämpfung der humanitären Krise ein, die durch HIV/AIDS ausgelöst wurde. Als Leiterin der HIV/AIDS-Einheit am HUG und Mitglied wichtiger nationaler und internationaler Expertengremien hat sie massgeblich zur Weiterentwicklung von Behandlungsstandards beigetragen.
Neben ihrer akademischen Arbeit engagiert sie sich für humanitäre Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen und die WHO, wo sie seit mehr als zwei Jahrzehnten Arbeitsgruppen zur HIV-Betreuung leitet.«Alexandra Calmy ist eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Forschung und konkreter Hilfe vor Ort.»
Medizinische Meisterleistung, Laudator Jürg Hodler, Preisträgerin Alexandra Calmy
Kategorie 4: Pionierleistung im Schweizer Gesundheitssystem
Stiftung Allani Kinderhospiz Bern
Seit der Eröffnung im August 2024 bietet die Stiftung schwerkranken Kindern und ihren Familien einen Ort der Entlastung, der professionellen Pflege und der liebevollen Begleitung.
Als erstes Kinderhospiz der Schweiz richtet sich
Allani an Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen, die gemeinsam mit ihren Familien Momente der Unbeschwertheit erleben, neue Kraft schöpfen und in schwierigen Zeiten Unterstützung erhalten können. «Hier sollen auch ausgelassene und fröhliche Momente möglich sein», hiess es in der Laudatio. Das Angebot reicht von temporären Aufenthalten bis hin zur Betreuung in der letzten Lebensphase.
In seiner Dankesrede richtete sich Stiftungsratspräsident Andreas Eyholzer besonders an die Politik. Er mahnte an, dass es in der Schweiz noch immer keine gesetzliche Grundlage für die Finanzierung von Hospizbetrieben gibt: «Kinderhospize wie Allani brauchen langfristig ausgerichtete finanzielle Sicherheit – doch noch immer gibt es in der Schweiz keine klare Regelung für ihre Finanzierung.»
Dabei ist der Bedarf offensichtlich: Rund 5000 Kinder in der Schweiz leben mit einer unheilbaren Diagnose. Dennoch fehlt – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – eine flächendeckende Hospizstruktur. Allani schliesst diese Lücke und setzt sich dafür ein, dass betroffene Familien nicht allein gelassen werden.
Pionierleistung, Allani Kinderhospiz Bern, Laudatorin Beatrice Simon, Andreas Eyholzer
Kategorie 5: Die behaglichste Geburtenabteilung
Spital Emmental, Burgdorf
Das Publikum hat entschieden und die Geburtenabteilung des Spitals Emmental mit dem Viktor ausgezeichnet. Für Chefarzt Matthias Scheidegger ist der Preis mehr als nur eine schöne Auszeichnung: «Wir sehen den Viktor als Anerkennung für unsere Vision, die wir seit über 20 Jahren im Emmental leben.»
Die Frauenklinik des Spitals Emmental verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz in der Geburtshilfe. Im Zentrum stehen dabei Vertrauen, Selbstbestimmung und eine angstfreie Atmosphäre für die werdenden Mütter. «Wir möchten die Eltern befähigen, auf ihre eigenen Ressourcen zu vertrauen», erklärt Scheidegger. «Eine Geburt ist etwas Natürliches – und keine Situation, vor der man Angst haben sollte.»
CEO Regula Feldmann zeigt sich ebenso erfreut über die Auszeichnung: «Matthias Scheidegger und sein Team haben sich in den letzten Jahrzehnten mit viel Engagement dafür eingesetzt, den Paaren im Emmental eine Geburtshilfe zu bieten, die fachliche Kompetenz mit menschlichem Einfühlungsvermögen und einer besonderen Atmosphäre vereint.» Rund 850 Geburten verzeichnet das Spital pro Jahr.
Behaglichste Geburtenabteilung, Spital Emmental, Matthias Scheidegger