Die Versandapotheke Zur Rose hat sich am Donnerstag neues Kapital beschaffen müssen. Das Unternehmen nimmt mit einer Anleihe über 95 Millionen Franken auf und platziert für weitere 44 Millionen Franken neue Aktien bei institutionellen Anlegern.
Die Papiere wurden zu einem Preis von 39 Franken bei Gross-Anlegern untergebracht, was einem Abschlag von 15 Prozent gegenüber dem Marktkurs vom Vortag entspricht. Der Erlös dient gemäss Mitteilung der Rückzahlung der im kommenden Jahr fälligen Anleihe sowie für «allgemeine Unternehmenszwecke ausserhalb der Schweiz». Die erhoffte Summe für die Kapitalmassnahme im Umfang von 150 Millionen Franken wurde aber nicht ganz erreicht.
Vor zwei Wochen noch heruntergespielt
Dass die Versandapotheke nun trotzdem erneut eine Kapitalerhöhung durchführt, kommt für einige Beobachter so etwas wie einem Wortbruch nahe, wie das Finanzportal weiter schreibt. Auch der relativ ungünstige Zeitpunkt der Kapitalaufnahme wirft Fragen auf. Kleinanleger, die alle keine Bezugsrecht für die frischen Aktien erhalten, lassen in entsprechenden Aktien-Foren ihrem Unmut freien Lauf.
Seit Anfang Jahr über 80 Prozent verloren
Im Fokus der Kritik steht die mangelnde Kommunikation und das damit einhergehende schwindende Vertrauen in die Unternehmensspitze. Viele Marktbeobachter bezeichnen die Wachstumsstrategie der letzten Jahre im Nachhinhein zudem als zu optimistisch. Dies verdeutlicht auch der Aktienkurs: Stand dieser Anfang 2021 noch bei über 500 Franken,
befinden sich die Papiere seit längerem im Abwärtssog. Seit Anfang Jahr verloren sie über 80 Prozent an Wert.
Auch am Donnerstag nach Bekanntwerden der Details zur Kapitalerhöhung sind die Aktien abermals eingebrochen und notieren aktuell um die 40 Franken. Von diesem Kurseinbruch profitieren vor allem sogenannte «Leerverkäufer», die sich Aktien bei Dritten leihen, sie dann («leer») verkaufen und zu tieferen Preisen wieder zurückkaufen. Über ein Drittel der von der Versandapotheke ausgegebenen Aktien sollen derzeit ausgeliehen sein, heisst es.
Erhofft sich Wachstumsschub durch E-Rezept
Die Liquiditätslage des Unternehmens mit Sitz in Frauenfeld scheint mit der jüngsten Kapitalmassnahme nun für ein paar Monate geklärt zu sein. Doch das Management muss sich jetzt dem Effizienzsteigerungsprogramm widmen und rasch die Profitabilitätsschwelle erreichen. Sorgen dürfte der Onlineapotheke derzeit vor allem die in Deutschland schleppende Einführung elektronischer Rezeptverschreibungen bereiten. Später als geplant können erst seit heute Donnerstag Patienten E-Rezepte einlösen. Die Versandapotheke erhofft sich durch eine flächendeckende Einführung einen Wachstums- und Einnahmenschub.