Es ist eine Kernfrage in der Debatte um die Gesundheitskosten: Würde es etwas bringen, wenn man die Honorierung der Ärzte abhängig macht vom Behandlungserfolg? Zumindest ein bisschen?
Viele Studien zum Thema gibt es nicht; das liegt an Datenproblemen sowie daran, dass es in der Wirklichkeit wenig greifbare Fälle und messbare Beispiele gibt.
Eine Gruppe von Ökonominnen und Ökonomen diverser deutscher Universitäten sowie des Leibniz-Instituts gingen die Frage jüngst aber in Form eines Experiments an. Dabei wurden 104 Grundversorger aus Deutschland einbezogen.
Einige Hauptresultate vorweg:
- Ja, eine ergebnisabhängige Honorierung steigert die Behandlungsqualität (allerdings nur leicht).
- Dieser Qualitätseffekt nimmt mit der Schwere der Erkrankung zu.
- Die Höhe des versprochenen Bonus (ob 5 Prozent oder 20 Prozent) hat allerdings keinen wesentlichen Einfluss auf die Entscheide der Ärzte beziehungsweise die Qualität ihrer Betreuung.
- Andererseits macht es einen erheblichen Unterschied, um welche Art Ärzte respektive Praxen es sich handelt. Ärzte aus Praxen mit hohen Gewinnen waren im Experiment stärker gewinnorientiert. Dies führte zu einer tieferen Qualität der Versorgung im Vergleich zu Ärzten in Praxen mit niedrigen Gewinnen.
Das Experiment war freilich nicht ganz realistisch: Die Versuchspersonen – aka Hausärzte – hatten nicht reale Patienten vor sich, sondern konnten in einer simulierten Situation gewisse Entscheide fällen und Therapien wählen. Dabei wurde jedem Entscheid eine Information über das Honorar sowie über den Nutzen für den virtuellen Patienten zugeordnet.
Je nach Arzttyp und Praxistyp
Der methodische Clou dabei: In jedem Fall gab es einen trade-off zwischen dem maximalen Patientennutzen und den maximalen Ärztehonorar – also eine gewisse Spannung.
Im Test gab es auch verschiedene Bonushöhen: entweder 5 Prozent oder 20 Prozent.
Grundsätzlich wurde der Bonus immer dann gewährt, wenn der Arzt eine Qualitätsschwelle erreichte, die an den gesundheitlichen Nutzen des Patienten gekoppelt war. Das Ganze wurde dann auch bei unterschiedlich schweren Erkrankungen durchgespielt. Im Vorfeld stellte das Forscherteam den Testärzte zudem Fragen etwa nach dem Praxistyp oder nach ihrer Arbeitsmotivation.
Eine wenig erstaunliche Tendenz war dann, dass die Qualität der Versorgung mit dem dargelegten allgemeinen Altruismus des Arztes steigt.
Per Bonus gegen Unterversorgung?
Unterm Strich ergab sich, dass die Qualität bei einer Leistungsvergütung – im Vergleich zur allgemeinen Pauschal-Entlöhnung – um etwa 7 Prozentpunkte erhöht war. Dieser Effekt nahm mit der Schwere der Erkrankung zu – allerdings nicht mit der Bonus-Höhe (ob 5 oder 20 Prozent). «Die Datenverknüpfung weist darauf hin, dass Hausärzte in ertragsstarken Praxen eine schlechtere Versorgungsqualität bieten», so ein weiteres Fazit.
Eine Idee, welche die Autoren in ihrer Conclusion aufbringen, lautet: Es könnte sinnvoll sein, bei schweren Erkrankungen eine Leistungskomponente einzuführen – als Mittel gegen die Gefahr der Unterversorgung, welche hier beim Fallpauschalen-Prinzip droht.