Hausärzte kritisieren die deutschen «Gesundheitskioske»

Deutschland will so genannte Gesundheitskioske eröffnen und so den Ärztemangel entschärfen. Die Hausärzte sind dagegen.

, 5. Juli 2023 um 05:34
image
Ein Gesundheitskiosk in Hamburg. | ZDF
In Hamburg gibt es vier davon: so genannte Gesundheitskioske. Sie stehen in einem Stadtteil, wo es viele arme und kranke Menschen gibt, aber kaum Arztpraxen. Dort besprechen Fachleute mit den Betroffenen in ihrer Muttersprache, was sie selbst dafür tun müssen, um wieder gesund zu werden. Zum Beispiel bei Diabetes oder Fettleibigkeit.

400'000 Franken pro Kiosk

In Deutschland soll es nun mehr solche Gesundheitskioske geben, meldet die deutsche Gesundheitsplattform «Medscape». 400'000 Euro pro Jahr kostet ein solcher Gesundheitskiosk. 80 Prozent davon sollen die Krankenkassen zahlen, den Rest müssten die Gemeinden übernehmen.
«Ärzte werden mit sauren Drops bezahlt»
Der Deutsche Hausärzteverband übt scharfe Kritik. Denn eigentlich hätte sich der Hausärzteverband eine ganz andere Politik erhofft: er hätte erwartet, dass die Regierung die Honorare der Hausärzte nicht mehr wie bisher budgetiert. In Deutschland werden die Arzt-Einnahmen begrenzt oder sogar gekürzt, wenn sie zu hoch ausfallen.

Frustration bei Hausärzten

Doch nun wolle die Bundesregierung Milliarden von Euro in Gesundheitskioske stecke, aber keines in die hausärztliche Versorgung. Ständig neue Leuchtturmprojekte führten zu immer mehr Frustration bei den Hausärzten.
Unterstützung erhalten die Hausärzte auch von der Politik. Gegenüber «Medscape» sagte ein FDP-Abgeordneter: «Die Richtung, dass man eine gute Gesundheitsversorgung am Kiosk kauft und die Ärztinnen und Ärzte mit sauren Drops bezahlt, ist nicht richtig.»
  • ärzte
  • deutschland
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Exit-Chefin will, dass Ärzte mehr über Sterbehilfe lernen

Marion Schafroth, die Präsidentin von Exit, fordert, dass Ärzte und Ärztinnen auch in Sterbehilfe ausgebildet werden. Die FMH findet: Das sind sie bereits.

image

Auch für 70 Zürcher Ärztinnen und Ärzte gilt neu «42+4»

Drei Stadtzürcher Gesundheitsinstitutionen wechseln das System und testen die 42-Stunden-Woche mit 4 Stunden Weiterbildung.

image

Die versteckte Krise: Ärztinnen sind suizidgefährdeter als Ärzte

Die Selbstmordraten bei Ärzten sinken weltweit. Aber Ärztinnen sind immer noch speziell gefährdet.

image

«Die Schweiz ist für viele deutsche Ärzte ein Traum»

Allerdings: Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

So könnten Ärzte körperliche und psychosoziale Schmerzen klarer trennen

Die ETH Zürich hat eine Methode gefunden, die Ärztinnen und Ärzten helfen soll, körperlichen und psychosozialen Schmerz besser zu unterscheiden.

image

Baselbieter Ärzte wollen keine Zulassungs-Grenze

Basel-Land stimmt darüber ab, ob es einen Zulassungs-Stopp für bestimmte Fachärzte geben soll. Ärzte und die FDP werben für ein Nein.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.