Kurzfristig ist die Langzeitpflege bekanntlich ein Pferdefuss in der Efas-Debatte. À la longue ist sie eines der grossen Sozialprobleme, die dringend angegangen werden müssen. Dazu legt die «Denkfabrik» Avenir Suisse nun einen eigenen Vorschlag vor – mit einem Finanzierungsmodell analog den Pensionskassen.
Konkret: Jeder und jede soll ein eigenes «Langzeitpflege-Sparkonto» haben. Die Menschen – so die Idee – bezahlen eine Kopfprämie auf ein Sperrkonto ein. Dieses angesparte Geld kommt zum Einsatz, wenn jemand Langzeitpflege benötigt (was dann auch bestätigt wereden muss, etwa von einem Arzt). Dabei könnten nur anerkannte Institutionen die entsprechenden Pflegeleistungen verrechnen.
Ein entscheidendes Detail im Vorschlag: Die Ersparnisse, die beim Tod des Patienten nicht verwendet wurden, gehen an die Nachkommen über. «Die Erben können frei darüber verfügen oder das Geld zur Aufstockung ihres eigenen Pflegekapitals verwenden», heisst es im Papier.
Die Analysten des Think Tank erwarten, dass damit auch der Anreiz entsteht, sparsam mit dem «Pflegekapital» umzugehen.
Weiter sollen konkurrierende Organisationen die Verwaltung übernehmen – wobei dies auch die heutigen Krankenkassen oder Pensionskassen sein könnten, die ja bereits über die Infrastruktur und das Knowhow in diesem Bereich haben.
In ihrem Ideen-Papier empfiehlt Avenir Suisse allgemein, dass ein 5-Säulen-Modell unser bekanntes 3-Säulen-Modell ablöst: AHV, Pensionskasse, 3a-Konten, Krankenkassen – sowie die erwähnte fünfte Säule für die Langzeitpflege.
Durchwursteln: Lieber nicht
Den Autoren der wirtschaftsnahen Denkfabrik geht es also darum, das System der Altersvorsorge als Ganzes neu zu denken. Den Anstoss bildet dabei die Einsicht, dass der letzte Lebensabschnitt in unserer Gesellschaft ungenügend finanziert ist. Zugleich wird diese Phase immer länger; und einen grossen Teil der Kosten dafür tragen Krankenkasse und Staat.
Dies wiederum bedeutet: Immer höhere Pflege- und Krankheits-Kosten werden auf relativ weniger Schultern verteilt (da der Anteil der Personen im Berufsleben sinkt).
Was also tun? Für die Langzeitpflege sind laut den Avenir-Suisse-Autoren grundsätzlich drei Varianten denkbar. Erstens die Fortsetzung des bisherigen Durchwurstelns (freundlicher: «Status quo plus»). Zweitens: eine obligatorische Pflegeversicherung. Und drittens die beschriebene (und offensichtlich bevorzugte) Variante: Eine neue Säule für die Langzeitpflege, ähnlich organisiert wie die berufliche Vorsorge.
Das Avenir-Suisse-Paket enthält weitere Vorschläge für die finanzielle Stabilisierung des dritten und vierten Alters – etwa eine Senkung des Koordinationsabzugs (damit insbesondere Personen in Teilzeitbeschäftigung einen besseren Zugang zur beruflichen Vorsorge haben); ein variabler Bonus bei den Renten (wenn die Anlageergebnisse der Pensionskasse gut sind); oder ein freiwilliger Aufschub des Pensionierungsalters.
Das 5-Säulen-Konzept von Avenir Suisse | Grafik: Avenir Suisse