Studie: Klarspüler beschädigt Schutzschicht des Darms

Professionelle Geschirr-Spülmaschinen sind mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Dies zeigen Forschende um die Universität Zürich.

, 1. Dezember 2022 um 13:30
image
Für Cezmi Akdis ist es wichtig, die Öffentlichkeit auf diese Gefahr hinzuweisen. | zvg
Nach einem Waschgang in gewerblichen Spülmaschinen bleibt ein Rest des Klarspülers auf dem Geschirr zurück. Dadurch bleiben potenziell giftige Substanzen auf dem Geschirr zurück und trocknen ein. Bei der nächsten Verwendung können sie so leicht in den Magen-Darm-Trakt gelangen.
Dies beschädigt die natürliche Schutzschicht des Darms und kann zur Entstehung von chronischen Krankheiten beitragen, wie Forschende des mit der Universität Zürich (UZH) assoziierten Schweizerischen Instituts für Allergie- und Asthmaforschung (SIAF) in einer Studie herausgefunden haben.

Toxischer Effekt auf den Magen-Darm-Trakt

Vor allem der Inhaltsstoff Alkoholethoxylat bei gewerblichen Klarspülern hat gemäss Studie einen toxischen Effekt auf den Magen-Darm-Trakt. Zudem beobachteten die Wissenschaftler die Aktivierung mehrerer Gene und die Produktion von Signalstoffen, die Entzündungsreaktionen auslösen können.
Für ihre Untersuchung verwendete die Forschenden mit Studienleiter Cezmi Akdis eine neu entwickelte, moderne Technologie − menschliche Darm-Organoide und Darmzellen auf Mikrochips.

Wichtig für die öffentliche Gesundheit

Das Team hat untersucht, welche Auswirkungen die Inhaltsstoffe von Spülmitteln und Klarspülern in Restaurants, Schulen oder Kasernen auf das Darmepithel haben. Ein Defekt wird gemäss Epithelbarriere-Hypothese mit Krankheiten wie Nahrungsmittelallergien, Gastritis, Diabetes, Fettleibigkeit, Leberzirrhose, rheumatoide Arthritis, multiple Sklerose, Autismus-Spektrum-Erkrankungen, chronischen Depressionen und Alzheimer in Verbindung gebracht.
Laut Akdis sind diese Erkenntnisse von grosser Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Der Mediziner und von der Uni Zürich habilitierte Immunologe fordert deshalb die Ergreifung sofortiger Massnahmen.

  • forschung
  • universität zürich
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Hirntumor-Risiko für Kinder: Entwarnung

Schuld könnten die kleinen Fallzahlen sein: Dass Kinder im Berner Seeland und im Zürcher Weinland mehr Hirntumore haben, ist wohl das Zufalls-Ergebnis einer Studie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Wird dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersucht? In manchen Ländern wird das schon getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.