Die nächste Umwälzung im Gesundheitswesen

In der Schweiz gibt es immer mehr chronisch Kranke. Das Gesundheitswesen sei aber noch viel zu wenig auf sie eingestellt, diagnostiziert der Bund - und will die Prioritäten verschieben.

, 20. August 2015 um 14:20
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2,2 Millionen Menschen in der Schweiz leiden an chronischen Krankheiten. Von den über 50-Jährigen hat jede fünfte Person mehr als ein chronisches Leiden wie zum Beispiel Diabetes, Krebs, Demenz oder Herz-Kreislauf-Krankheiten. Diese Zahlen nennt der Nationale Gesundheitsbericht 2015. Danach verursachten diese Krankheiten 2011 rund 80 Prozent der Gesundheitskosten. Dazu kommen indirekte Kosten, etwa wegen Arbeitsausfalls, Pflege durch Angehörige oder Frühpensionierungen.
Je tiefer die Bildung, die Finanzkraft und der berufliche Status, desto höher ist das Risiko, an chronischen Krankheiten zu erkranken. 

«Wichtigstes Problem»

Die Akteure im Gesundheitswesen seien sich einig, dass die Prioritäten von der Behandlung akuter Krankheiten zur nachhaltigen Betreuung von chronisch Kranken verschoben werden müssten, heisst es in dem Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan), einer von Bund und Kantonen getragenen Organisation. Sie stützt sich auch auf Studien der OECD, die die chronischen Krankheiten als «das wichtigstes Problem der künftigen Gesundheitsversorgung der Schweiz» bezeichnet. 
Ansätze gebe es bei der Betreuung der Patienten, aber auch bei der Prävention. Über «Förderung des Selbstmanagements» könnte erreicht werden, dass Patienten mit chronischen Leiden sich vermehrt selbst helfen können. Bei der Behandlung sollten Doppelspurigkeiten vermieden und Wert auf interdisziplinär organisierte Behandlungsteams und eine definierte Bezugsperson für den Patienten gelegt werden. Vorbeugen kann heissen, die Menschen für mehr Bewegung aus eigener Muskelkraft zu gewinnen. 

Lebensstil macht krank

Ob Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Atemwegserkrankungen oder muskuloskelettale Erkrankungen oder psychische Leiden: Viele dieser Leiden würden durch das Verhalten der Erkrankten mitverursacht, so das Gesundheitsobservatorium. Exzessiver Konsum von Alkohol und Tabak, zu wenig Bewegung, ungesundes Essen und damit verbundenes Übergewicht und mangelnde Bewegung sind, über alle Altersstufen, massgeblich beteiligt. Mit mehr chronisch Erkrankten ist auch zu rechnen, weil die Generation der Babyboomer mittlerweile 50 und mehr Jahre alt ist. 
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