Es wird sie rund um den Globus geben - Hausärzte, die mit ihrem Dresscode in der Praxis nicht der Norm entsprechen. In Deutschland zu reden gibt aktuell der Allgemeinmediziner Joachim Teich aus Königswartha in Sachsen: Weil er seine Patienten ausschliesslich in Hawaiihemden behandelt, ist er zu einer lokalen Berühmtheit geworden.
Von dunkelblau über pinkfarben bis zur Weihnachtsversion – zehn verschiedene Modelle gehören mittlerweile zu seiner Kollektion. Den Patienten gefällt das tropische Outfit. «Einige schauen sogar nur vorbei, um herauszufinden, welches Stück ich gerade trage», wird er von der deutschen
«Ärzte Zeitung» zitiert.
Teich sei nicht der einzige, der sich über seine Arbeitskleidung bei der Sprechstunde Gedanken mache. «Was ziehe ich in der Praxis an?» Oder: «Wie kleiden sich meine Mitarbeiter?» sind laut der «Ärzte Zeitung» Fragen, die immer mehr Praxisinhaber in Deutschland beschäftigen.
Medinside-Umfrage:
Weisser Kittel ade
Die Hamburger Stilberaterin Christiane Dierks beobachtet seit 20 Jahren, wie sich der Dresscode in deutschen Praxen entwickelt hat. «Berufsbekleidung wird viel bewusster wahrgenommen. Besonders Ärzte verfügen oftmals über ein hohes Mass an Ästhetik», sagt sie.
Den weissen Kittel haben deutsche Ärztinnen und Ärzte allerdings an den Nagel gehängt, so die «Ärzte Zeitung». Und auch Dierks sieht im Arztkittel ein aussterbendes Relikt, zumindest im ambulanten Bereich. Es gebe jedoch Ausnahmen, zum Beispiel in Kliniken werde er von Ärzten häufig noch bei der Visite getragen.
Doch was sollen Mediziner und MPAs tragen, um bei ihren Patienten einen guten Eindruck zu hinterlassen? Das oberste Gebot laut Christiane Dierks: «Die Kleidung muss vertrauensweckend sein und ein hohes Mass Hygiene ausstrahlen.» Empfehlenswert sei eine einheitliche Kleidung für alle Mitarbeiter, da diese zum Image der Praxis beitrage und den Wiedererkennungswert fördere.
Das Einheitlichkeitsprinzip müsse unbedingt für alle gelten – also auch für die Ärzte, weil die Praxisstruktur ansonsten sehr hierarchisch wirke.
Eine gute Wahl seien farbige Polo-Shirts kombiniert mit einer weissen Hose. Vorsicht sei bei der Wahl der Farbe geboten: Während blau und grün eine beruhigende Wirkung haben, fördere rot Aggressionen.
US-Umfrage zum Arztkittel
Heute wird in vielen Arztpraxen eine einheitliche Praxiskleidung, die auf die Corporate Identity abgestimmt ist, Wert gelegt. Wie sich die Kleidungswahl auf die Wahrnehmung der Patienten auswirkt, brachte kürzlich eine US-Umfrage ans Tageslicht.
Das Ergebnis: Ärztinnen und Ärztinnen, die einen weissen Kittel trugen, schnitten am besten ab. Der Grund: Weisse Kittel vermitteln Kompetenz.
Die Geschichte des weissen Kittels
Der weisse Kittel wurde vor rund 150 Jahren zur Ärzte-Uniform. Davor wurden meist lange schwarze Gehröcke getragen, um Würde und Autorität auszudrücken.
Dies änderte sich als die Bedeutung der Hygiene im 19. Jahrhundert entdeckt wurde. Damals wurde festgestellt, dass sich viele Krankheiten vermeiden liessen, wenn Ärzte ihre Hände, die Instrumente und ihre Kleidung wuschen.
Weiter fand man heraus, dass Krankheitserreger durch grosse Hitze abgetötet werden. Die schwarzen Gehröcke konnte man damals allerdings nicht heiss waschen, weil sie dabei ihre Farbe verloren. Deshalb begannen Ärzte weisse Kleidung zu tragen, die sich besser waschen liess. Hinzu kam jedoch noch ein anderer Faktor: Die Farbe Weiss symbolisiert die Farbe Reinheit und Vollkommenheit.