Gestern hat sich in Bern eine Interprofessionelle Arbeitsgemeinschaft für die Digitalisierung im Gesundheitswesen gegründet. Zehn nationale Verbände aus der Medizinal- und Gesundheitsbranche haben sich darin zum Verein IPAG eHealth zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Mehr Effizienz bei der Digitalisierung, um nachhaltige und kosteneffiziente Lösungen für Patientinnen und Patienten zu entwickeln, halten sie in einer Mitteilung fest.
Offenbar war ein wichtiger Anstoss das Projekt Elektronisches Patientendossier (EPD). Dieses hat sich mehrfach verzögert und unter Leistungserbringern für Ärger gesorgt. IPAG eHealth schreibt nun: Das EPD habe sich zu einem System entwickelt, "das ohne tiefgreifende Anpassungen dem Zweck eines dynamischen Datenaustausches zwischen den Leistungserbringenden und den Patientinnen und Patienten vorerst nicht gerecht werden kann". Eine Ablage der Patientendaten und Gesundheitsdokumente genüge nicht, heisst es weiter. Im Klartext: Die IPAG eHealth sieht das EPD derzeit als Deponie für PDFs.
Die Arbeitsgemeinschaft umfasst die wichtigsten Verbände der Leistungserbringer, die auf das EPD zugreifen werden: vom Gesundheitspersonal über Pharmasuisse und die Zahnärzte bis zu Psychologen und Ernährungsberater. Dieselben Verbände abzüglich Physiotherapeuten, Chiropraktikern und Ernährungsberater hatten sich bereits 2014 wegen des EPD zusammengeschlossen.
Damals war die IPAG EPD als Arbeitsgruppe entstanden, die sich für den praxistauglichen Datenaustausch einsetzen und Bund und Kantonen entsprechende Grundlagen für die Einführung des EPD vorschlagen wollte. Das ist offenbar nicht gelungen, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. Dort heisst es nun: "Die neue IPAG eHealth wird sich deshalb hauptsächlich mit der Optimierung des Datenaustausches ausserhalb des EPD befassen, denn neben der Finanzierung der EPD-Infrastrukturen wird die Qualität der Anwendungen für den Erfolg der Digitalisierung im Gesundheitswesen entscheidend sein."
Man wolle alle am Prozess Beteiligten vor IT-Fehlinvestitionen in Sachen EPD schützen, heisst es weiter. Franz Elmer, Vizepräsident des Schweizerischen Verbandes für Pflegefachpersonen, sagt auf Anfrage von inside-it.ch: "Wir unterstützen weiterhin die Einführung des EPD, aber dieses muss an unsere Primärsysteme angeschlossen werden und unsere Prozesse abbilden. Momentan ist es für uns noch nicht brauchbar."
Dieser Beitrag ist zuerst auf dem Nachrichtenportal «
Inside IT» erschienen.