HUG: Wo die App zeigt, wie lange man im Notfall wartet

Die Genfer Universitätsspitäler konnten in den letzten Jahren die Wartezeiten auf der Notfallstation halbieren – obwohl immer mehr Patienten hineindrängen.

, 2. November 2015 um 10:27
image
  • spital
  • notfall
Wie geht effizientes Notfall-Management? Ein hübsches Beispiel bietet eine unlängst lancierte App der Hôpitaux Universitaires de Genève (auf Google Play): Mit einem Blick sieht man, wie lange die aktuellen Wartezeiten in den verschiedenen Notfallzentren sind. 
Die App zeigt jeweils einen Rahmen mit Mindest- und Maximal-Wartezeiten, welche für nicht-lebensbedrohliche Beschwerden zu erwarten sind. Die Patienten im Raum Genf können also auch ablesen, wo in etwa welcher Andrang besteht.

Bei 86 Prozent Triage innert einer Minute

Am Freitag hatten die Genfer Universitätsspitäler ihre Fortschritte im Notfall-Handling vorgestellt, und man war recht stolz auf die Ergebnisse: Die Wartezeiten konnten in den letzten fünf Jahren etwa halbiert werden. 
Konkret: Erwachsene mit nicht-lebensbedrohlichen Beschwerden warten in den Notfallstationen der Hopitaux universitaires de Genève zwischen 5 und 28 Minuten, bis sie erstmals einen behandelnden Arzt zu Gesicht bekommen. 86 Prozent der eintretenden Erwachsenen wurden innert einer Minute einer ersten Triage unterzogen.
Bei pädiatrischen Fällen liegen die Wartezeiten zwischen 12 und 22 Minuten, je nach Schwere der Erkrankung. Im Schnitt (Medianwert) wartete ein Kind auf einer Genfer Notfallstation 15 Minuten, bis es behandelt wurde; auch dieser Wert konnte seit 2010 halbiert werden.

Besonders die schweren Fälle häuften sich

Vor zwei Jahren hatten die HUG angekündigt, die Wartezeiten ihrer Notfallstationen senken zu wollen. Dieses Ziel wurde nun spürbar erreicht, obwohl die Zahl der Patienten seit 2010 um 4,2 Prozent gestiegen war – von gut 60'000 Fällen auf etwa 64'500 im laufenden Jahr. 
Übrigens nahmen dabei nicht etwa die Bagatellen zu, sondern insbesondere die schweren Fälle: Hier betrug das Plus zwischen 2010 und 2014 gut 17 Prozent.
Als Gründe für die Senkung der Wartezeiten nennen die Unikliniken – unter anderem – eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsinstitutionen, eine höhere technische Effizienz, eine neue Organisation der Patientenaufnahme, aber auch höhere Mittel und Kapazitäten, die hier eingesetzt wurden.

Patientenplattform im Taschenformat

Die App der Genfer Spitäler sei hier übrigens ohnehin als Beispiel einer gelungenen Spital-App empfohlen: Sie bietet nicht nur direkte und übersichtliche Kontaktdaten, sondern sie führt auch zu allen Filmen des Hauses, zu Notfallapotheken in der Gegend, oder sie gibt auch allgemeine und aktuelle Gesundheits-Tipps und Informationen. 
Kurz und gut: Die App fürs kleine Smartphone kommt dem Angebot einer modernen, breit gefassten Patientenplattform recht nahe – einfach im Taschenformat.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.