Impfpauschale: Jetzt wird noch einmal verhandelt

Apotheken sollen bald fast 50 Prozent mehr Geld für eine Corona-Impfung erhalten als Ärztinnen und Ärzte. Die Hausärzte sind enttäuscht und beleidigt.

, 6. Mai 2021 um 06:28
image
  • coronavirus
  • impfung
  • bundesamt für gesundheit
  • ärzte
  • praxis
Ab 1. Juli 2021 erhalten Hausärztinnen und Hausärzte nur noch pauschal 16.50 statt 24.50 Franken pro Corona-Impfung. Die Entschädigung für Apotheken hingegen soll weiterhin und bis Ende Jahr bei 24.50 Franken liegen. Diese Ungleichbehandlung enttäuscht und beleidigt die Ärztinnen und Ärzte. Es sei «despektierlich», sagt der Zürcher Ärztepräsident Josef Widler gegenüber der Sendung «10 vor 10» von SRF.
Der Grund für den tieferen Ansatz in der Ärztepraxis: Während die Impfpauschalen für Apotheken in der Epidemienverordnung festgelegt sind, ist die Ärztepauschale das Ergebnis einer Verhandlung zwischen der Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK), dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den Versicherern. Die Ärzteschaft wurde erst gar nicht in die Tarifverhandlungen eingeladen – und hat bei der GDK mit einem Brief interveniert. Dieser liegt Medinside vor. 

«Diese Situation scheint nicht richtig»

GDK-Präsident Lukas Engelberger war an der Ausarbeitung des Tarifs beteiligt. Er hat Verständnis für die Kritik der Ärztinnen und Ärzte: «Für einen höheren Tarif in Apotheken gibt es kein Verständnis, auch von mir nicht», sagt er zu SRF. Man werde das folglich nochmals anschauen müssen – auch mit den Krankenkassen. «Diese Situation scheint nicht richtig.» In der Verantwortung sieht er das BAG und die Versicherer. 
Das Bundesamt für Gesundheit deutet in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber «10 vor 10» an, nochmal über die Bücher gehen zu wollen: «Der Bundesrat hat die Vertragspartner aufgefordert, die Impfpauschalen zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.» Das BAG werde sich diesbezüglich bei den Tarifpartnern in den nächsten Wochen erkundigen, ob und welche Anpassungen ab 1. Juli 2021 geplant seien.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.