Der Umgang vieler Mediziner mit den Patientendaten ist etwas liederlich: Dies die Botschaft eines Artikels im heutigen
«Tages-Anzeiger». Der Titel: «Jeder zehnte Arzt verletzt die Schweigepflicht».
Wie das? Die Zeitung befragte 256 Ärzte in der Schweiz – und heraus kam, dass mehr als jeder zehnte (genau: 28 der Antwortenden) Patientendaten auch unverschlüsselt versenden. Damit verletzten sie das Datenschutzgesetz.
Weitere Ergebnisse der Umfrage:
- In fast der Hälfte der Arztpraxen haben sämtliche Mitarbeiter Zugang zum Computer,
- bei weiteren 32 Prozent der Praxen haben ausgewählte Mitarbeiter Zugang zu den Patientendaten;
- nur 16 Prozent der Ärzte sagen, dass einzig sie Zugang zu den Patientendaten hätten.
- 82 Prozent der Praxen speichern ihre Daten lokal – also auf dem eigenen Computer –, während 9,4 Prozent sie beim IT-Supporter und 1,2 Prozent in einer Cloud-Lösung (wie beispielsweise Dropbox) lagern.
Natürlich ist das ein etwas kleines Sample, aber die Tagi-Autoren verweisen auch auf die Mailadressen der 5500 Ärzte, die im Branchenverzeichnis von Doktor.ch zu finden sind: Dort ist fast jeder vierte Arzt – 24 Prozent – unter einer Gratis-E-Mail-Adresse wie Gmail oder Hotmail zu erreichen. «Dass sie damit verschlüsselt kommunizieren, ist unwahrscheinlich, weil dazu technisches Know-how nötig wäre», so eine Interpretation.
Nur jeder Vierte ist auf HIN
Auf der anderen Seite geben nur 25 Prozent eine Hin-Mailadresse an – also von jenem Gemeinschafts-System von FMH und Ärztekassen, das zum datenschutzkonformen Austausch von elektronischen Informationen gegründet wurde.
Aber eben: Bekanntlich benützen viele Mediziner ohnehin noch das Faxgerät zum Austausch von Patientendaten – ein Aspekt, der ebenfalls noch zu berücksichtigen wäre.
In der Online-Version fragt das «Tages-Anzeiger»-Newsnetz sein Publikum gleich nach der Meinung: Stört es Sie, dass Patientendaten leicht gehackt werden können?
Von den ersten 500 Antwortenden äusserten doch zwei Drittel Skepsis («Ja, die Daten müssen besser geschützt werden», 62 Prozent), während ein Viertel eher entspannt antwortete («Ich denke nicht, dass sich jemand für meine Patientendaten interessiert», 24 Prozent). Und gut jeder Zehnte äusserte grundsätzlich Vertrauen zum Arzt («Ich vertraue auf den verantwortungsvollen Umgang der Ärzte mit meinen Daten», 13 Prozent).
Was folgt auf den Fax? Eine Online-Veranstaltung zeigt Wege
Dass sich im Gesundheitswesen noch einige Entwicklungsschritte aufdrängen, zeigt ein Webinar, das die Swisscom in dieser Woche veranstaltet.
Thema: Was kommt nach dem Fax? Wie ersetzt man ihn? Denn das Faxgerät ist bekanntlich immer noch sehr gängig im Praxis-Bereich – nur wird es in seiner analogen Form ab 2017 verschwinden.
Was heisst das? Antworten unter anderem von Manuel Grahmann von Medicum Wesemlin und Martin Feller.