Vidymed leidet immer noch unter Cyberangriff

Auch fast zwei Wochen nach einer Attacke sind die Dossiers der Waadtländer Praxisgruppe noch blockiert.

, 20. Dezember 2024 um 15:03
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Symbolbild: Medinside (gemacht mit KI Midjourney).
Die Hacker-Attacke auf die Waadtländer Vidymed-Gruppe vom 7. Dezember hat immer noch starke Auswirkungen auf deren vier medizinische Zentren in Lausanne und Épalinges. In der Folge wurden alle IT-Dienste ausgesetzt. Die medizinische Versorgung an den vier Standorten bleibe aber «unter Umsetzung spezifischer Sicherheitsmassnahmen» wie gewohnt gewährleistet, hatte Vidymed mitgeteilt.
Auf Anfrage erklärt die Mediensprecherin nun, man verfüge noch über keine weiteren Details zum Ablauf des Angriffs. Die Aufräumarbeiten würden weitergehen, aber die Situation sei «nicht lustig» und bleibe anspruchsvoll.

Aufruf an Ärzte und Apothekerinnen

Anfang Woche erklärten der Waadtländer Kantonsarzt und der medizinische Direktor von Vidymed in einem Brief, dass der Zugriff auf die von der Praxisgruppe gespeicherten Dateien immer noch nicht möglich sei; dies meldete Radio RTS. Krankenakten können nicht mehr vollständig eingesehen werden.
Der Brief sei eher als Vorsichtsmassnahme und nicht wegen nachgewiesener Probleme verschickt worden, erklärte Vidymed gegenüber RTS. Auch der Waadtländer Apothekenverband habe keine gravierenden Folgen bemerkt. Der Kanton ruft aber Ärzte und Apothekerinnen zur Wachsamkeit auf.
In den Apotheken führe der fehlende Zugriff auf Krankenakten vor allem zu einer administrativen Belastung, da beispielsweise bei manchen Ärzten telefonische Bestätigungen eingeholt werden müssten.

Nach wie vor Arbeit mit Stift und Papier

In einem neuen Communiqué vom 20. Dezember schreibt die Praxisgruppe: «Um seine Infrastruktur zu schützen und die Ausbreitung des Angriffs einzudämmen, hat Vidymed beschlossen, eine präventive Abschaltung seiner IT-Systeme durchzuführen. Patientenakten, Konsultationsgeschichte und Tagebücher sind somit vorübergehend nicht zugänglich, was die Patientenversorgung und -sicherheit aber nicht gefährdet.»
Angesichts dieser Situation hätten Ärzte, Pflegepersonal und alle Angestellten ihre Arbeit neu organisiert. Notfall-Behandlungen und geplante Konsultationen würden weiterhin durch alternative Lösungen unterstützt, einschliesslich einer vorübergehenden Rückkehr zu Papier und Stift. Darüber hinaus seien alle nötigen Massnahmen ergriffen worden, um die IT-Systeme zu sichern und den Normalbetrieb schnellstmöglich wiederherzustellen.
«Unsere Teams zeigen angesichts dieser schwierigen Situation ein vorbildliches Engagement. Wir möchten unsere Patienten und Patientinnen beruhigen: Die medizinische Versorgung wird ohne Unterbrechung aufrechterhalten und unsere Zentren bleiben während der Feiertage voll funktionsfähig», erklärt Alison Hick Duvoisin, Direktorin für Strategie und Entwicklung von Vidymed, in der Mitteilung.
  • Dieser Beitrag erschien zuerst auf der Fachplattform «Inside-IT» unter dem Titel «Vidymed leidet weiterhin unter Folgen des Cyberangriffs».

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