Jetzt redet das Unispital

Der Tarifstreit zwischen dem Unispital Basel (USB) und den Krankenkassen wird mit harten Bandagen geführt. Nun reagiert das USB auf die Vorwürfe von Sympany.

, 12. Oktober 2018 um 09:05
image
  • spital
  • universitätsspital basel
  • sympany
«Das Universitätsspital Basel (USB) hat die Ausführungen des CEO von Sympany mit grosser Verärgerung zur Kenntnis genommen. Es ist uns ein Anliegen, einige falsche Aussagen richtigzustellen.» Dies schreibt USB-Sprecher Martin Jordan in einer Stellungnahme.
Das USB verlange nicht «irgendwelche Fantasiepreise», sondern rechne gemäss seiner öffentlich einsehbaren Preisliste ab. «Dass unsere Preisliste zum Tragen kommt, ist einzig und allein auf das Verhalten von Sympany zurückzuführen». Weil Sympany den auf Ende 2017 ausgelaufenen Vertrag nicht mehr verlängert habe, sei das USB aufgrund des vertragslosen Zustands gezwungen, gemäss Preisliste abzurechnen. Dass Sympany damit schlechter fährt, als wenn der Tarifvertrag verlängert worden wäre, habe sich Sympany selber zuzuschreiben.

29 Prozent höhere Tarife

Zur Erinnerung: Sympany-CEO Michael Willer erklärte gegenüber Medinside, «Unsere Analyse auf Basis der Daten des USB hat ergeben, dass dieses im Jahr 2018 um 29 Prozent höher mit Sympany abrechnet, als dies mit dem im Jahr 2017 gültigen Tarif der Fall gewesen wäre». Dass also die öffentlich einsehbaren Preise derart über den vertraglichen abweichen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Preispolitik von Spitälern.
Martin Jordan weist zudem darauf hin, dass das USB auf Drängen der Zusatzversicherer per Anfang 2018 auf ein Tarifmodell umgestellt habe, welches mit jenen der Universitätsspitäler Bern und Zürich vergleich bar sei. Das geänderte Zusatzversicherungsmodell sei von allen Zusatzversicherern akzeptiert worden – nur Sympany sei anderer Meinung.

Helsana: Noch nicht auf der Zielgeraden

Stimmt das auch? Zumindest Helsana verneint dies. Entgegen früherer Aussagen des USB erklärt Helsana gegenüber Medinside, dass man sich bei den Verhandlungen mit dem USB keinesfalls auf der Zielgeraden befinde.
Zudem verteidigt das USB den Vorwurf, dass das USB bei Sympany keine Kostengutsprachen für Behandlungen mehr einholt. Dies sei allein dem vertragslosen Zustand geschuldet. «Es ist ein Hohn zu verlangen, das USB habe Kostengutsprachen einzuholen bei einer Zusatzversicherung, mit der sie in keinem vertraglichen Verhältnis mehr steht.»
Zu diesem Punkt muss man freilich wissen, dass das USB in den ersten drei Monaten des Jahres sehr wohl Kostengutsprachen einholte, obgleich schon damals ein vertragsloser Zustand herrschte.

Das Problem mit der Aufklärungspflicht

Schliesslich behauptet das USB, seine Patientinnen und Patienten sehr wohl über mögliche ungedeckte Kosten aufgrund des vertragslosen Zustands aufzuklären. Die Patientinnen und Patienten würden bereits vor Spitaleintritt per Brief informiert. Ausserdem willigten sie bei Spitaleintritt mit ihrer Unterschrift ein, dass die Rechnungen für die zusatzversicherten Leistungen direkt an sie gestellt würden. Sie bezeugten mit ihrer Unterschrift, dass sie für die Kosten der Behandlung aufkommen werden, sofern sich nicht ihre Zusatzversicherung dazu bereit erklärt.
Sympany machte diesbezüglich offenbar eine andere Erfahrung. «Vom USB werden die Patienten über die Situation nicht, zu spät oder ungenügend aufgeklärt», sagt Michael Willer. «Sie wissen nicht, dass sie aufgrund des vertraglosen Zustandes mit ungedeckten Kosten konfrontiert werden könnten.» Dies sei durch viele Rückmeldungen von Patienten bestätigt worden. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

image

So funktioniert die Sterbehilfe in Europa

In mehreren Ländern Europas ist die Sterbehilfe entkriminalisiert worden. Ein Überblick.