Masern nehmen in der Schweiz zu – umgeimpfte Erkrankte warnen

Immer mehr Erwachsene, die als Kinder nicht geimpft wurden, erkranken stark an Masern. Nun wenden sie sich an die Impfgegner-Gemeinschaft.

, 11. März 2019 um 08:05
image
  • impfung
  • masern
  • ärzte
  • praxis
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Das zeigen immer wieder auch Fälle von Erwachsenen, die an Masern erkranken. US-Medien berichten derzeit von einem 30-Jährigen, der so krank wurde, dass er kaum noch alleine gehen konnte. Er verlor elf Kilo und die Erholung dauerte mehrere Monate. Joshua Nerius nervt sich noch heute über seine Eltern, die ihn nicht geimpft hatten.
Jetzt warnt der Software-Entwickler aus Chicago vor den schlimmen Folgen der Kampagne von Impfgegnern. «Ich bin sehr wütend. Meine Eltern dachten, sie würden das Beste machen für mich. Sie wurden aber von Impfgegnern in die Irre geführt», sagte Nerius im Interview mit CNN. Der junge Mann ist kein Einzelfall: Es gibt immer wieder Erwachsene, die sich impfen, wenn sie entdecken, dass sie sämtlichen Kinder-Krankheiten gegenüber wehrlos ausgesetzt sind (hier)

Fälle in der Schweiz stark zugenommen

Das Masernvirus ist hoch­an­ste­ckend, viel ansteckender beispielsweise als die Grippe. Besonders schlimm trifft es oft auch Erwachsene, die an Masern erkranken. In der Schweiz haben die Masern­fälle im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 300 Prozent zugenommen. 15 Prozent der Erkrankten mussten ins Spital, jeder 16. bekam zusätzlich eine Lungenentzündung, ein Patient sogar eine Hirnhautentzündung. 
Masern breiten sich auf der ganzen Welt aus, weil sich zu viele nicht impfen lassen. Vor zwei Jahren kam es in der Schweiz sogar zu einem einen tragischen Todesfall. Ein 26-jähriger Mann hatte eine Chemotherapie wegen einer Leukämie hinter sich. Diese Krankheit hatte er knapp überstanden, als er sich bei jemandem, der sich nicht hatte impfen lassen, mit Masern ansteckte. Neun Tage später war der junge Mann tot.

Säuglinge in der Schweiz besser schützen

Weil Masern in der Schweiz immer mal wieder gehäuft auftreten, sollen Säuglinge besser geschützt werden. Deshalb wird diese Impfung neu drei Monate früher gemacht, im Alter von 9 und 12 Monaten. Bisher gab es je eine Dosis mit 12 und zwischen 15 und 24 Monaten. Auf Ende März 2019 passt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Impfplan an 
Generell erhalten Kleinkinder bis zwei Jahre neu eine Impfdosis weniger. Die Impfung mit sechs Monaten fällt weg. So braucht es in Zeiten der knappen Impfstoffe auch weniger Impfstoff. Ausschlaggebend für das «Schwedische Impfmodell» war aber laut Experten vielmehr die Einsicht, dass drei Dosen für den gleichen Impfschutz ausreichen würden (mehr dazu hier).
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.