Medizin-Reisen an den Bosporus: Die Frage nach der Qualität

Türkische Ärzte werben in der Schweiz fleissig für Zahn-, Augen- oder Kinderwunsch-Behandlung in der Türkei. Wie steht es um die Bewilligung und um die Qualität?

, 18. April 2016 um 09:50
image
  • ärzte
  • zug
  • praxis
  • gesundheitstourismus
Gleich mehrere Mediziner aus Istanbul kommen in Kürze zum zweiten Mal in die Schweiz und werben mit ihren Angeboten: Schönheits-Chirurgie, Eigenhaar-Behandlung, Zahnärzte, Augen-Profis oder Kinderwunsch-Behandlungen stehen auf dem Programm.
Organisiert wird der Info-Anlass von der Online-Agentur Swiss Lasik und Medical Travel, die dann auch gleich die Medizinal-Reise nach Istanbul, Antalya oder Izmir organisieren.
Die Zeitung «Zentralschweiz am Sonntag» (verlangt Registrierung) hat nun die Fragen nach der Legalität und Qualität aufgeworfen:
Legalität:
Hier stellt sich die Frage nach einer Bewilligung. Anwerbungen unterstehen keiner Bewilligungspflicht. Der Veranstalter Medical Travel beteuert, dass bei solchen Anlässen «keine Untersuchungen» stattfinden. Dies kann dem Bericht zufolge auch der Zuger Kantonsarzt bestätigen.
Peter Gerritsen, der Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zug, sagt gegenüber der Zeitung. «Sobald Ärzte in einer Eins-zu-eins-Situation Patienten sprechstundenartig beraten, ist das nicht zulässig ohne Approbation. Einzig das Verteilen von Werbeprospekten an Interessierte sei dagegen legal. Gerritsen spricht hier von einem «Graubereich».
Qualität:
Bleibt die Frage, was von solchen Behandlungen in türkischen Kliniken überhaupt zu halten ist. Gerritsen räumt laut dem Bericht ein, dass es in Istanbul sicher gut ausgebildete und absolut professionelle Ärzte gibt.
Gleichwohl warnt der Internist vor dem «Medizinaltourismus» Richtung Bosporus. «Der Patient geht das Risiko ein, dass die medizinische Qualität einer Behandlung wie in der Schweiz letztendlich nicht garantiert ist.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.