Können neue Betreuungsmodelle dabei helfen, Hausärztinnen und Hausärzte bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes zu unterstützen? Dieser Frage widmet sich eine neue Studie des Berner Instituts für Hausarztmedizin (BIHAM).
An der Querschnittstudie, welche die Betreuung von Patienten mit Typ-2-Diabetes in Praxen mit und ohne Medizinischen Praxiskoordinatorinnen (MPK) vergleicht, haben 22 Praxen aus der Deutschschweiz – darunter zwölf mit MPK – teilgenommen. Die Stichprobe umfasst rund 170 Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes, die bei Beginn der Untersuchung im August 2020 seit mindestens einem Jahr in Behandlung waren.
Es handelt sich um die erste Studie in der Schweiz, welche die Wirkung der Arbeit der MPK mit klinischer Richtung untersucht. Über die Studie bereits berichtet, hat unter anderem die «Schweizerische Ärztezeitung».
Entlastung für Hausärzte
MPK können Hausärztinnen und Hausärzte bei der Betreuung von Patienten mit Diabetes auf einem qualitativ hohen Behandlungsniveau entlasten, wie die Ergebnisse zeigen. Gemäss der Studie können komplexe und zeitintensive Betreuungsaufgaben von den Hausärzten zu den MPK verlagert werden. Ob Blutzuckermessungen, Fussuntersuchungen oder Ernährungs- und Bewegungsberatung: MPK können bei der Betreuung von Diabetes-Patienten viele Leistungen gleichwertig übernehmen.
Das sagt der Co-Studienleiter
«Die hohe Qualität der Diabetesbetreuung durch die Ärzteschaft wird mit dem Einsatz von MPK erhalten. Die interprofessionelle Arbeit wird Ärztinnen und Ärzten helfen, mehr Sprechstundenzeit für die komplexeren Patienten bereitzustellen», wird Co-Studienleiter Sven Streit, Leiter interprofessionelle Grundversorgung beim BIHAM zitiert.
Gleich hohe Betreuungsqualität in beiden Modellen
Die Studie zeigt zudem, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes von den untersuchten Hausarztpraxen ohne MPK auf einem sehr hohen Qualitätsniveau behandelt werden. Und: Die untersuchten Praxen mit MPK erzielen bezüglich der Behandlungsqualität und -last sowie der Zufriedenheit mit der Behandlung gleich gute Resultate.
Die Studienleiterin, Anna-Katharina Ansorg, sagte: «Die Ärztinnen und Ärzte, die an unserer Studie teilgenommen haben und selber eine MPK beschäftigen, haben die interprofessionelle Zusammenarbeit durchweg positiv bewerte.»
Können auch Kosten gespart werden?
Ob das Modell mit MPK kostensparend ist, kann die Studie nicht beantworten. Streit aber sagte gegenüber der Online-Plattform: «Wir haben deutliche Hinweise auf das Potenzial geringerer Kosten in einem Modell mit MPK. Jeder Diabetiker, der gut betreut wird, verursacht längerfristig tiefere Gesundheitskosten.»
Hürden bei der Abrechnung
Die Studienresultate stützten die laufenden Bestrebungen, die interprofessionelle Versorgung im Gesundheitswesen zu stärken, steht im
Artikel der «Schweizerischen Ärztezeitung». Bei der Umsetzung würden Ärztinnen und Ärzte jedoch auf Hindernisse stossen. Derzeit ist es nämlich nicht möglich, die Leistungen der MPK an chronisch kranken Patienten abzurechnen. Spezielle Tarifpositionen für MPK würde eigentlich der Tardoc vorsehen, doch dieser wurde Anfang Juni erneut zurückgewiesen.