10 Prozent EBITDA-Marge sollten die Schweizer Spitäler aufweisen, das heisst: Von 100 eingenommenen Franken sollten nach Abzug aller Personal- und Sachaufwendungen 10 Franken übrigbleiben. Finanzfachleute gehen davon aus, dass es nur so möglich ist, dass sich ein Spital langfristig aus eigenen Mitteln finanzieren kann.
Limmattal schafft als einziges auch die Hürde
Doch die meisten Schweizer Spitäler können von einer solchen EBITDA-Marge nur träumen: Das zeigt eine Auswertung von rund 30 grossen Spitälern (siehe Grafik). Einsam an der Spitze steht die Hirslanden-Gruppe: Sie hatte vorletztes Jahr eine Marge von 16 Prozent und konnte diese auch im Corona-Jahr 2020 bei 15 Prozent halten.
Quelle: Angaben der Spitäler. Grafik: em
Nach Hirslanden folgt lange nichts. Lediglich das Spital Limmattal übertrifft noch die Zehn-Prozent-Marke. Das Spital Thurgau und das Zuger Kantonsspital schaffen die Hürde nur knapp nicht. Die übrigen Spitäler sind weit abgeschlagen.
Fünf Spitäler haben sogar Negativ-Marge
Manche Spitäler wie das Luzerner Kantonsspital (Luks) konnte die EBITDA-Marge nur gerade ganz knapp positiv halten. Fünf haben sogar eine negative Marge. Das heisst: Mit jedem Franken, den sie einnehmen, zahlen sie aus der eigenen Tasche noch ein paar Rappen drauf.
Die Grafik zeigt auch, wie sich viele EBITDA-Margen, die 2019 noch recht gut waren, zum Schlechten entwickelt haben: So erreichten 2019 immerhin noch sechs der Spitäler die Zehn-Prozent-Marke, und nur ein einziges, das überkantonale Hôpital Riviera-Chablais, das dem Waadtland und dem Wallis gemeinsam gehört, erzielte eine negative Marge.
Ist Behandlungsverbot schuld?
Dass letztes Jahr kein einfaches Jahr für die Spitäler war, sagte auch Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin von Hplus: «Das Behandlungsverbot im Frühjahr 2020 hat auf die Finanzsituation der Spitäler und Kliniken einen grossen Einfluss gehabt und wirkt sich auch auf ihre EBITDA-Margen aus.»
Sie befürchtet, dass die schlechten Margen die Spitallandschaft und die künftige Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung gefährdeten. Oder anders gesagt: Nach dem Corona-Jahr 2020 gibt es noch mehr Spitäler als zuvor, die es nicht schaffen, eine nachhaltige Selbst-Finanzierung zu erreichen.
Es bleiben wohl nur Schliessungen oder Fusionen
Das bedeutet, dass Kantone oder Trägergemeinden mehr Steuergelder einschiessen müssen. Oder es müssen zwingend mehr Spitäler zusammengelegt oder geschlossen werden. Die Option, dass die Spitäler höhere Preise für ihre Leistungen verlangen, dürfte kaum realistisch sein.
So hat Medinside die Daten erhoben:
Die Tabelle zeigt die EBITDA-Marge von 29 grossen Spitälern der Schweiz, welche mindestens 13 000 Patienten pro Jahr behandeln. Die EBITDA-Marge ist eine Kennzahl dafür, wie profitabel ein Unternehmen ist. Sie wird auch Umsatzrendite genannt.
Eine hohe Umsatzrendite zeigt, dass ein Spital vergleichsweise geringe Kosten hat, um den Betrieb am Laufen zu halten.
In der Tabelle beziehen sich die Zahlen des Kantonsspitals Zug, des Universitätsspitals Basel und der Solothurner Spitäler auf die EBITDAR-Marge. Diese drei Spitäler mieten ihre Liegenschaften und ziehen deshalb bei der Berechnung der Umsatzrendite auch die Mietkosten von den Ausgaben ab. Die meisten Schweizer Spitäler sind allerdings Eigentümer ihrer Liegenschaften.