Werden Ärzte-Vergleichsseiten zum Rohrkrepierer?

In den USA sind die Ärzte-Rankings schon viel etablierter. Aber selbst dort verschaffen sie den Patienten noch kaum ein Bild über die Ärzte.

, 24. Februar 2017 um 16:06
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Eine neue Studie, jetzt veröffentlicht im JAMA, hat die Nutzung und das Angebot von Ärzte-Rating-Seiten in den USA untersucht. Natürlich kann man gleich einwenden, dass die Lage dort völlig anders ist – der Markt ist grösser, es gibt viel mehr solche Sites, und die Amerikaner waren um etliches früher dran mit der Entwicklung.
Aber genau darum geht es: Wir kriegen eine Ahnung davon, wohin der Hase läuft. Und wenn diese Ahnung stimmt, dann sind die Aussichten für die Ärzterankings eher trübe.
Warum? Die Arbeit von Forschern aus Instituten in Maine und Massachusetts zeigt, dass die Ärzte-Vergleichsseiten auch heute noch sehr zufällige, meist bloss vereinzelte Angaben ans Licht bringen – und dass sich dies in den letzten Jahren eigentlich nicht verbessert hat.
Oder anders: Dort herrscht nicht etwa ein immer regeres Leben, die Patienten engagieren sich keineswegs immer stärker. Die Sache bleibt recht verschlafen.
Die Untersuchung nahm 600 zufällig ausgewählte Ärzte und stellte einfach die Frage: Wie intensiv werden diese Medizin auf den Vergleichsseiten gerated?
Bei insgesamt 28 verschiedenen Plattformen zeigte sich:
  • Zu einem Drittel der Ärzte gab es überhaupt keine Ranking-Angaben, das heisst: Sie waren zwar aufgeführt, aber niemand hatte sie bewertet oder kommentiert.
  • Mehr als die Hälfte der Ärzte hatte höchstens eine Bewertung.
  • Von den anderen Ärzten hatten viele weniger als vier Beurteilungen beziehungsweise Sternchen-Klicks. Allerdings: Der Median jener Ärzte, die mindestens eine Patientenreaktion hatten, lag bei sieben Beurteilungen.
  • Am meisten Sternchen und Beurteilungen gab es bei Neurologen (83 Prozent hatten mindestens eine Bewertung), Internisten (77 Prozent), Chirurgen (77 Prozent), Psychiatern (76 Prozent) und Gynäkologen (75 Prozent).

«Der Anstieg war nicht bedeutsam»

Eher ernüchternd ist nun eine weitere Einschätzung der besagten Studie: «Es scheint, also ob die Anzahl der Online-Ärzte-Bewertungen steigt (eine ähnliche Studie im Jahr 2009 brachte für 300 Ärzte auf 33 Sites nur 190 Patientenbeurteilungen ans Licht)», steht da. «Dennoch, der Anstieg, den wir beobachteten, war nicht bedeutsam. Die meisten Ärzte hatten auch 2016 auf keiner Site mehr als eine einzelne Review.»
Und so kommt die Studie zum Fazit, dass es für die Patienten immer noch sehr schwierig ist, genügend Einschätzungen zu finden, um sich ein zuverlässiges Bild von der Qualität eines Arztes zu machen.
Dieser Eindruck würde sich bei einem Blick auf die Schweizer Vergleichs-Sites sicher auch bestätigen. Hier ist dies nicht weiter überraschend, weil die Idee der Ärzte-Vergleichsplattform noch recht neu ist. Dort, in den USA, ist es schon eine andere Sache.
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