Spitalgruppe errichtet virtuelle Stationen für Pflegeheime

Statt auf die Station zurück in die Pflegeeinrichtung: In Deutschland will die Asklepios-Gruppe einen Teil der Akutversorgung per Telemedizin in die Heime verlagern.

, 30. Oktober 2024 um 06:16
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Symbolbild: Medinside (KI, made mit Midjourney)
Die Asklepios Klinikgruppe plant ein Projekt, bei dem «virtuelle Krankenhausstationen» eingerichtet werden – quasi in oder für Pflegeheime. Das heisst: Wenn ein Bewohner solch einer Einrichtung notfallmässig in ein Asklepios-Akutspital gelangt, kommt er nach der Erstversorgung nicht auf die Station, sondern zurück in die Pflegeeinrichtung. Dort wird er per Telemedizin vom Asklepios-Team weiterbehandelt.
Formal bleiben die Patienten weiter der Klinik zugeordnet. Asklepios-Fachärzte und -Pflegekräfte verantworten aus der Ferne weiterhin die regelmässige Überwachung der Vitalparameter, und es gibt mehrmals täglich Video-Konsultationen.
Das Projekt mit den «virtuellen Stationen» startet in der zweiten Jahreshälfte 2025 zunächst an den zwei Asklepios-Standorten (Hamburg Nord und Langen), mit Pflegeeinrichtungen als Partner.
«Virtuelle Krankenhausstationen sind ein zentraler Bestandteil unserer Value-Based-Health-Care-Strategie», sagt Marco Walker, Co-CEO der Asklepios Kliniken: «Sie verbessern nicht nur die Versorgung, sondern tragen langfristig zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bei.»

Gut akzeptiert

Hinter dem Projekt stehen auch staatliche Fördergelder sowie diverse deutsche Krankenkassen. Die Idee entstammt den «Hospital@Home»-Modellen im britischen National Health Service und in den USA, wo sich «Virtual Wards» während der Covid-19-Pandemie etablierten. Asklepios erarbeitet seine «virtuellen Stationen» denn auch mit dem britischen Telemed-Tech-Anbieter Doccla, dessen Virtual-Ward-Plattform beim NHS verwendet wird.
In England wie in den USA zeigte sich, dass «Virtual Wards» gut akzeptiert werden – zumal sie den Vorteil bieten, dass man rascher nach Hause kommt. Auch aus der Sicht der beteiligten Pflegeeinrichtungen dürften sich Vorteile ergeben, schreibt Asklepios, da die Bewohnerinnen und Bewohner «in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben und auch eine engere gemeinsame Zusammenarbeit zwischen dem Pflegeteam im Heim und dem Team im Krankenhaus entsteht».
Die Aussagen zur Qualität der Versorgung und zu den Kosteneinsparungen sind noch relativ offen, wie ein Report der US-Systeme Medicare und Medicaid im September ergab.
Die Asklepios-Gruppe gehört zu den grössten Klinikbetreibern von Deutschland: Mit knapp 70'000 Angestellten führt sie über 150 Spitäler, Fachkliniken, Psychiatrische Kliniken sowie Postakut- und Rehakliniken. Der Umsatz liegt bei gut 5,3 Milliarden Euro.

Ein NHS-Film über die Arbeit eines «Virtual Ward»-Teams in Nordengland.

  • spital
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