«Notfalldienst für pensionierte Ärzte muss abgeschafft werden»

Dem Kanton Schwyz drohen Ärztinnen und Ärzte davonzulaufen – wegen der strengen Pflicht zum Notfalldienst.

, 26. Juni 2024 um 06:36
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Auch das Spital Schwyz hat kein Interesse, beim Notfalldienst einzuspringen. Denn der Betrieb der permanenten Notfallstation kostet mehr als er einbringt. | PD
Der Notfalldienst in Schwyz ist streng geregelt: Wenn eine Ärztin oder ein Arzt im Kanton tätig ist, muss sie oder er Notfalldienst leisten.
Weil der Kanton keine Ausnahmen macht, hat das Folgen: In einer Praxis in Küssnacht hat eine pensionierte Ärztin gekündigt. Sie arbeitet neu im Kanton Luzern, weil sie keinen Notfalldienst mehr leisten will. Das meldet der «Bote der Urschweiz».
Auch Teilzeit-Ärztinnen und -Ärzte überlegen es sich gut, ob sie im Kanton Schwyz arbeiten wollen. Denn auch sie müssen regelmässig für den Notfalldienst verfügbar sein.

«Nicht mehr zeitgemäss»

Jörg Odermatt, Verwaltungsratspräsident des Gesundheitszentrums Rigi in Küssnacht, fordert nun: «Der Notfalldienst für pensionierte Ärzte muss abgeschafft werden. Das System ist nicht mehr zeitgemäss.»
Viele Ärzte, die jahrzehntelang Notfalldienst geleistet hätten, möchten dies nicht mehr weiterhin tun.
Laut Kantonsarzt Christos Pouskoulas haben in Schwyz 96 Ärzte und 21 Ärztinnen im Pensionierungsalter eine Berufsausübungsbewilligung. Total gibt es im Kanton 655 Ärztinnen und Ärzte mit einer Bewilligung.
Laut Elisabeth Huberle, Co-Präsidentin der Ärztegesellschaft des Kantons Schwyz, gibt es rund 25 Ärztinnen und Ärzte, die nach dem Erreichen des AHV-Alters noch berufstätig und damit auch im Notfalldienst tätig sind.

Schlecht bezahlte Zusatzstunden

In einem Interview räumt sie ein: «Die Pflicht zur Teilnahme am Notfalldienst ist eine grosse Belastung für die Ärzteschaft in Kanton Schwyz. Die zusätzlichen Stunden sind finanziell schlecht entschädigt, führen zu Einschränkungen im Familienleben und machen die Teilnahme an regelmässigen Freizeitaktivitäten schwierig.»
Der Kanton will derzeit allerdings nichts an der Pflicht zum Notfalldienst ändern. Auch die Spitäler haben keinen Anlass, vermehrt Notfall-Patienten zu übernehmen, wie Medinside berichtete.
So sagte kürzlich der Präsident der Krankenhausgesellschaft Schwyz, Stefan Aschwanden, in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen: «Als privates Spital müssen wir uns den finanziellen Realitäten stellen. Das bedeutet, dass wir sicherlich prüfen müssen, ob der Betrieb einer defizitären permanenten Notfallstation weiterhin tragbar ist.»
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