«Krankenkassen verprassen unser Geld»

Nach einem kritischen Beitrag über Sport-Sponsoring geraten die Krankenkassen nun von den Prämienzahlern unter Druck.

, 14. Dezember 2022 um 07:08
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Die KPT wirbt auf den Leibchen des Berner Fussballclubs BSC Young Boys. | BSC YB
Krankenkassen-Versicherte finanzieren mit ihren Prämien ungefragt den Spitzensport: Das schrieb kürzlich das Konsumentenmagazin «K-Tipp». Die Zeitschrift nennt folgende Beispiele:
Die KPT lässt sich ihr Logo auf den Trikots des Berner Fussball-Clubs Young Boys laut offiziellen Preislisten des Clubs 400’000 Franken pro Jahr kosten. Ausserdem sponsert die KPT auch Eishockeyclubs. Branchenkenner gehen von gut zwei bis über drei Millionen Franken Sponsoring aus.
  • Helsana sponsert die Eishockeyclubs Lugano, Ambri-Piotta, Biel und den Fussballclub Sion – laut Schätzungen von Insidern mit mindestens einer Million Franken pro Jahr.
  • Swica finanziert Bandenwerbung der Fussballklubs Basel, Luzern und Winterthur sowie Helmwerbung des Hockeyvereins Fribourg-Gottéron mit mutmasslich einer halben Million Franken.
  • Visana dürfte etwa gleich viel für die Young Boys, den EHC Biel und den SC Bern ausgeben.
Ausser der KPT äusserte sich keine Kasse zu den vermuteten Ausgaben. Nur die KPT sagte, sie seien «viel zu hoch» eingeschätzt.
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Die Preisliste des BSC Young Boys: «Branding Rücken», also der Platz der KPT-Werbung kostet 400'000 Franken. Quelle: BSC YB

Das Echo bei den Kunden

Die Ausgaben fürs Sportsponsoring ärgern viele Versicherte. Und zwar vor allem deshalb, weil für sie die Prämien nächstes Jahr wieder markant steigen und die Krankenkassen trotzdem «stark überhöhte Gagen von Fussball- und Eishockeyspielern mitfinanzieren.»
«Es kann doch nicht sein, dass das Bundesamt für Gesundheit das einfach so durchwinkt», schreibt ein Leser. Doch es kann sein: die Krankenversicherer handeln absolut legal. Denn das Krankenversicherungsgesetz (KVG) verbietet Werbung und Sponsoring mit Geldern aus der Grundversicherung nicht.

«Eine Krankenkasse kann man ja wechseln»

Allerdings müssen sich die Versicherer trotzdem die Frage stellen, wie gut sie damit bei ihren Kunden ankommen. So schreibt ein erboster Leserbriefschreiber: «Krankenkassen, die mit Prämiengeldern Sportklubs mitfinanzieren, die selbst Millionen verdienen, sollten boykottiert werden.» Ein anderer rät gar: «Eine Krankenkasse, die für die Trikotwerbung 400'000 Franken pro Jahr an den Fussballclub YB überweist, kann man ja wechseln.»

Die ominösen «Strippenzieher»

Hinter den hohen Sponsoringbeträgen würden manchmal Seilschaften von einflussreichen Personen stehen, die im Hintergrund wirkten, vermutete der «K-Tipp» und gibt drei Beispiele:
Stefan Niedermaier war Geschäftsleiter der Young Boys und ist heute Verwaltungsrat bei der Visana. Das sei «reiner Zufall», sagt Niedermaier.
Die Swica hat zwei Verwaltungsräte mit Sponsoringerfahrung beim FC Basel: Adrian Bult ist Präsident des Bankrats der Basler Kantonalbank, welche den FC Basel 15 Jahre lang gesponsort hat, bevor die Swica die Bank ersetzte. Martin Wenk sass in der Geschäftsleitung der Baloise-Versicherung, ebenfalls ein Sponsor des FC Basel. Die Swica sagt, dass sie sich «absolut unabhängig» vom Wirkungsfeld ihrer Verwaltungsräte als Sponsor betätige.

Ist Werbung «Nullsummenspiel»?

Im Deutschen Bundestag wird derzeit darüber diskutiert, ob die Krankenkassen künftig weniger Geld für Werbung ausgeben dürfen. Ursprünglich hätte den Kassen sogar «jegliche Art von Werbung, insbesondere teure TV-Werbung und Werbung in Fussballstadien», untersagt werden sollen. Die Begründung: Wegen der Versicherungspflicht sei Werbung ein unsinniges Nullsummenspiel, das nur die Prämien steigen lasse. Denn ein Versicherter, der aufgrund von Werbung die obligatorische Krankenkasse wechselt, fehle dafür seiner bisherigen Krankenkasse.

  • versicherer
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