94 Millionen Franken weniger betragen die Gewinnmargen der Versicherer jährlich

Die neue PWC-Analyse «Das bewegt die Schweizer Krankenversicherer» zeigt sechs Markttrends und die grössten Herausforderungen für 2023 auf.

, 6. Februar 2023 um 07:15
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Weil die Leistungskosten weiter steigen, der Prämienanstieg aber limitiert ist, dürften die Gewinnmargen ambulanter Produkte ohne zusätzliche Massnahmen zudem weiter erodieren. | Symbolbild Unsplash
Die letzten Jahre – vor allem der Ausbruch der Pandemie – haben das Gesundheitswesen und seine Mängel ins Rampenlicht gerückt. Während die steigenden Gesundheitskosten, der Fachkräftemangel, die unter Druck geratenen Zusatzversicherungen sowie die sinkenden Margen zu den grossen Herausforderungen zählen, bewegt sich der Markt der Krankenversicherer gleichermassen dynamisch.
So führten Prämienschübe in der Grundversicherung um bis zu 6,6 Prozent für 2023 zu vermehrten Versicherungswechseln und es entstehen neue Vertriebsstrukturen und -kooperationen.
Mit der neuen Analyse «Das bewegt die Schweizer Krankenversicherer» hat das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PWC) sechs zentrale Markttrends identifiziert.

Margendruck steigt rasant

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat 2021 das Rundschreiben zur Krankenversicherung nach dem Versicherungsvertragsgesetz (VVG) revidiert, um Ungleichbehandlungen zum Schutz von Versicherten zu begrenzen.
«Dies fordert die Krankenversicherer heraus», schreibt PWC in einem Communiqué. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen gehen die Autorinnen und Autoren der Analyse davon aus, dass der Prämienreduktionsdruck bei Spitalzusatzversicherungen anhalten wird.
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Screenshot Analyse

94 Millionen Franken Rückgang

«Weil die Leistungskosten weiter steigen, der Prämienanstieg aber limitiert ist, dürften die Gewinnmargen ambulanter Produkte ohne zusätzliche Massnahmen zudem weiter erodieren», ist weiter zu lesen. Damit sollen sich die Prämien und die Gewinnmargen der Krankenversicherer werden reduzieren.
Laut Angaben von PWC wird dieser Rückgang bis zu 94 Millionen Franken pro Jahr betragen, was mehr als einem Drittel des technischen Ergebnisses beziehungsweise der «Marge» entspreche.
Leistungserbringer und Krankenversicherer seien hier gefragt, gemeinsam neue und innovative Lösungen entsprechend der Bedürfnisse der Versicherten und Patientinnen und Patienten zu entwickeln.

Weg von «Krankheiten behandeln»

Die Gesundheitsversorgung verschiebt sich zunehmend von der Behandlung von Krankheiten hin zu Prävention und früher Intervention. Dazu werden Gesundheitslösungen stärker in den Alltag integriert werden.
Dieser Wandel bietet gemäss PWC Chancen: Über die Prävention könnten die Versicherer Kundenbeziehungen stärken und das Zusatzversicherungsgeschäft ausbauen.
«Der Krankenversicherer der Zukunft ist kundenzentriert, digital bewandert und agiert als vertrauensvoller Gesundheitspartner», wird David Roman, Director und Leiter Beratung Krankenversicherungen und Digital Health bei PwC Schweiz, im Communiqué zitiert. «Als solcher hilft er mit, das Gesundheitswesen der Schweiz aktiv, nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten.»

Kleine Versicherer unter Druck

Aktuell sind rund 50 Krankenversicherer in der Schweizer Grundversicherung tätig. In den letzten Jahren fanden kaum nennenswerte Fusionen oder Übernahmen statt. Grund dafür sei die mangelnde Bereitschaft potenzieller Verkäufer.
«In Zukunft wird eine Konsolidierung stattfinden», so Philip Sommer, Partner und Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz. «Gründe dafür sind unter anderem, dass kleine und mittlere Krankenversicherer Schwierigkeiten haben werden, die Kosteneffizienz und die Solvenz weiterhin sicherzustellen und die notwendigen finanziellen Investitionen in die Digitalisierung zu tätigen.»
Zudem hätten die Prämienerhöhungen für 2023 zu vielen Wechseln geführt. Gerade kleine und mittlere Krankenversicherer mit attraktiven Prämien und demzufolge einem hohen Kundenzuwachs werden gemäss Einschätzungen der Spezialisten durch die zusätzlichen Kosten finanziell unter Druck geraten.

Die Hürde Digitalisierung

Die Digitalisierung ist gemäss PWC auch für die Krankenversicherer erfolgsentscheidend. Das Problem: Nicht alle Versicherer priorisieren sie gleich hoch. «Bisher haben sie primär die Prozesse im Backoffice digitalisiert und automatisiert, um an Effizienz zu gewinnen», ist der Analyse zu entnehmen.
Krankenversicherer werden die Digitalisierung auch nutzen, um den Kundenservice zu verbessern und die Produktentwicklung zu fördern. In erfolgreichen Ansätzen belohnen Versicherer ihre Kundinnen und Kunden für eine gesunde Lebensweise digital via Apps und Gamification mit Rabatten und Gutscheinen.
Doch kaum ein Versicherer habe bisher den Schritt in die vollständig digitale Welt gewagt, weil persönliche Interaktionen noch immer einen hohen Stellenwert haben und die technischen Hürden schwierig zu überwinden seien.

Nachhaltigkeit in weiter Ferne

In Sachen Nachhaltigkeit hinken Krankenversicherungen anderen Branchen stark hinterher. Der Druck steigt, Nachhaltigkeitsziele auszusprechen.
Zahlreiche Versicherer fokussieren sich vorwiegend auf die soziale Gleichstellung wie die Prävention oder der Zugang zu Versorgung.
Im Umweltaspekt liegt der Fokus auf Immobilien. Noch nicht verbreitet sind Nachhaltigkeitsziele bei den Kapitalanlagen. «Die analysierten Krankenversicherer setzen sich keine zeitgebundenen Klimaziele. Dennoch beurteilen 75 Prozent der Teilnehmenden die Einbettung von Nachhaltigkeit in der Strategie als sehr relevant.»
Hier geht es zur Analyse:
  • Trends Krankenversicherer.pdf

  • versicherer
  • pwc
  • studie
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