Allianz Kinderspitäler expandiert in die Westschweiz

Die Genfer Unispital-Gruppe HUG tritt dem Verband Allkids bei. Gemeinsam will man speziell gegen die Unterfinanzierung in der ambulanten Kinder- und Jugend-Versorgung angehen.

, 27. September 2024 um 04:01
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Empfang im Hôpital des Enfants in Genf  |  Bild: PD
Die Allianz Kinderspitäler der Schweiz (Allkids) begrüsst ein neues Mitglied: Das Kinderspital des Universitätsspitals Genf (HUG) ist jetzt vollwertiges Mitglied der Allianz. Gegründet wurde Allkids 2009 als Netzwerk der drei eigenständigen Kinderspitäler UKBB, Kispi Zürich und Ostschweizer Kinderspital. Mit der Aufnahme des HUG-Hôpital des Enfants umfasst die Allianz erstmals ein Kinderspital aus der Romandie – und eines, das in einem Gesamtspital integriert ist.
Zwischen den Allkids-Spitälern und den pädiatrischen Strukturen der Uni-Spitäler Bern, Genf und Lausanne bestehen ohnehin gemeinsame Projekte wie die Arbeitsgruppe «Ambulantes Defizit in der spezialisierten Kinder- und Jugendmedizin».

Defizit: 110 Millionen Franken

Im Hintergrund steht, dass die Kinderspitäler und -kliniken im ambulanten Bereich schwer defizitär sind. Das jährliche Minus der vier Allkids-Mitglieder sowie der Kinderkliniken in den Unispitälern Bern und Lausanne erreichte im vergangenen Jahr 110 Millionen Franken; dies nach Kostensenkungs-Massnahmen in den diversen Häusern.
«Vor vier Jahren hat das Parlament den Bundesrat beauftragt, die Motion ‚Kostendeckende Finanzierung der Kinderspitäler bei effizient erbrachten Leistungen‘ umzusetzen. Seither haben wir wiederholt aufgezeigt, wo der Hebel anzusetzen ist», sagt Allkids-Präsident Marco Fischer. «Passiert ist aber nichts. Unsere Defizite entstehen beziehungsweise weiten sich aus, weil die Tarifgestaltung der Erwachsenenmedizin folgt und den Besonderheiten der spezialisierten Kinder- und Jugendmedizin viel zu wenig Rechnung trägt.»
Und je nach Ausgestaltung des neuen ambulanten Tarifsystems drohe nun sogar eine weitere Verschärfung.
Allkids vertritt die Interessen der Kinder- und Jugendmedizin auf der höchsten von vier Versorgungsstufen. Die Spitäler behandeln also oft eine Vielzahl seltener Erkrankungen. Auch behandeln die Allkids-Spitäler überproportional viele Geburtsgebrechen – und somit IV-Fälle, die nicht durch die Krankenversicherung finanziert sind. Diese IV-Fälle beanspruchen rund die Hälfte der gesamten stationären Allkids-Versorgung.

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