Arzt vor Gericht wegen angeblich gefälschten Covid-Zertifikaten

Einem 78-jährigen Arzt wird vorgeworfen, dass er rund 50 Impf- und 400 Genesenenzertifikate unrechtmässig ausgestellt habe.

, 21. August 2024 um 10:12
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Diese Covid-Zertifikate waren 2021 und 2022 sehr beliebt. Sie ermöglichten Reisen ins Ausland oder der Zutritt zu Restaurants. | PD
Ein Fall von 2022 beschäftigt nun das Kreisgericht St. Gallen. Vor zwei Jahren wurde ein Arzt aus Abtwil gebüsst, weil er Covid-Zertifikate ausgestellt hatte, obwohl er dazu nicht befugt war. Alles in allem sollen es damals 50 Impfzertifikate und 389 Genesenen-Zertifikate gewesen sein.
Der aus Deutschland stammende Arzt hätte 10'000 Franken zahlen müssen und er erhielt zudem eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 260 Franken. Doch der Arzt akzeptierte diese Anschuldigungen nicht. Die Staatsanwaltschaft legt ihm nun zur Last, dass er zwischen September 2021 und April 2022 ohne Berechtigung 51 Impf- und 409 Genesenenzertifikate ausgestellt habe.
Sie fordert eine bedingte Freiheitsstrafe von zwölf Monaten und eine Busse von 3000 Franken wegen Urkundenfälschung. Der Verteidiger des Arztes bemängelt allerdings, dass die angeblich gefälschten Urkunden gar nicht vorlägen.

Viel zu viele Zertifikate im Umlauf

Der Arzt ist kein Einzelfall: Im Februar 2022 wurde bekannt, dass in der Schweiz fast 13 Millionen Impfzertifikate im Umlauf waren. Doch seltsamerweise waren damals nur knapp 6 Millionen Personen geimpft. Die Zertifikate vermehrten sich offenbar unkontrolliert.
Vor einem Jahr zeigte ausserdem ein Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK), dass es zahlreiche missbräuchliche Abrechnungen bei Covid-19-Tests gegeben habe.

«Ungerechtfertigte Arzt-Pauschalen»

Einige Ärzte, Praxen und Zentren hätten durch missbräuchliche Machenschaften während der Corona-Pandemie viel Geld verdient.
So wurde vermutet, dass die Leistung «Arztpauschale für ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch» in mehreren Fällen ungerechtfertigt abgerechnet wurde. Aufgrund einer Datenanalyse schätzte die EFK, dass Leistungen im Wert von 11 Millionen Franken unrechtmässig verrechnet worden waren.
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