Höhere Löhne, weniger Papier: Was Chief Nurse Officers gegen Engpässe tun würden

Die Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Schweiz sorgen sich vor allem über Fachkräftemangel und Kostendruck.

, 23. Januar 2024 um 09:07
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Symbolbild: Bermix Studio on Unsplash
In Zusammenarbeit mit den Swiss Nurse Leaders (SNL) hat das Bertungsunternehmen PWC die Chief Nurse Officers (CNOs) von 129 Schweizer Gesundheitsinstitutionen um ihre Einschätzung gebeten: Was sind derzeit die grössten Herausforderungen im Pflegesektor? Dies die Kernfrage des «CNO-Barometers 2023».
Demnach sehen die Pflegedirektorinnen und -direktoren den anhaltenden Fachkräftemangel und den Kostendruck als drängendste Aufgaben. Darüber hinaus werden Themen wie Effizienzsteigerung, Versorgungssicherheit und Digitalisierung als äusserst anspruchsvoll wahrgenommen.
Fast 50 Prozent der CNOs berichten, dass die Zufriedenheit des Pflegepersonal im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist.
Beim Blick in die Zukunft sagen 83 Prozent der Pflegechefinnen und -chefs aus, dass der Fachkräftemangel in Zukunft an Dringlichkeit gewinnen wird; 88 Prozent rechnen mit höherem Kostendruck.
Auf der Gegenseite rechnet nur 1 Prozent der CNOs mit einer abnehmenden Relevanz der Herausforderungen.

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Quelle: PwC
Die Antworten der CNOs würden verdeutlichen, dass diverse Faktoren einen verhängnisvollen Dominoeffekt auslösen könnten, heisst es im Bericht: Die Gesundheitsinstitutionen stehen zwar unter erheblichem Kostendruck, müssen aber trotzdem qualitativ hochwertige Leistungen erbringen. Dazu brauchen sie qualifiziertes Fachpersonal. Doch der Fachkräftemangel und höhere Fluktuationsraten in der Pflege dominieren den Alltag der strategischen und operativen Führung.
«Tätigkeiten zu verlagern, führt nicht nur zu finanziellen Vorteilen, sondern gibt den Pflegenden die Möglichkeit, sich wieder auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren.» — Tania Putze, PwC Schweiz
So greifen die Einrichtungen vermehrt auf (teures) Temporärpersonal zurück. Parallel dazu nehmen die Überstunden der Stammbelegschaft zu. Das erhöht nicht nur die Arbeitsbelastung, sondern beeinträchtigt zudem die Versorgungsqualität.
Gleichzeitig sinkt die Zufriedenheit der Pflegefachpersonen. Das wiederum erschwert die Bindung von Fachkräften und befeuert den Fachkräftemangel zusätzlich.
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Quelle: PwC
Auffallend sei, dass immer mehr Pflegefachpersonen von der Festanstellung in die Temporärarbeit wechseln. Die Vorteile der Temporärarbeit scheinen diejenigen einer Fixanstellung kurzfristig zu überwiegen. Obwohl das Pflegepersonal nicht vom Markt verschwindet, kostet der Einsatz von Temporärpersonal die Gesundheitsinstitutionen viel Geld und Zeit für die Einarbeitung.

Massnahmen?

Drei Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege nennen die CNOs als besonders vielversprechend:
  • die Erhöhung der Löhne;
  • die Flexibilisierung der Arbeitszeiten;
  • die Schaffung von Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten.
Zugleich spiele der Faktor Wertschätzung eine entscheidende Rolle. Zum einen sollte diese von den Führungskräften erfolgen, indem sie beispielsweise Verantwortung übertragen und Entscheidungsspielraum gewähren. Zum anderen, indem ein besseres Image des Pflegeberufs in der Gesellschaft verankert wird.
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Quelle PwC

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Quelle PwC


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