Wenn Patienten nach einer Operation regelmässig befragt werden, geht es ihnen besser – und am Ende kommt es günstiger. All dies deutet eine Erhebung der TU Berlin an, bei der es um Hüft- und Kniegelenk-Operationen ging.
Das Wissenschaftlerteam aus dem Bereich Gesundheitsmanagement untersuchte 7'800 Patienten aus neun Kliniken und unterteilte sie in zwei Gruppen.
- Die Kontrollgruppe wurde bei der Spital-Aufnahme, bei der Entlassung sowie ein Jahr nach der OP befragt.
- Die Interventionsgruppe wurde zusätzlich noch nach einem Monat sowie nach drei und sechs Monaten nach der OP befragt.
Die Befragung erfolgte mit standardisierten Fragebögen, die sich nach gesundheitsbezogener Lebensqualität, nach physischer Funktionalität und nach Mobilität erkundigten. So wurden den Patienten mit Hüft- beziehungsweise Knieprothesen beispielsweise gefragt, wie gut sie gehen oder Treppen steigen können. Zugleich wurden sie gebeten, Angaben zu Dimensionen wie Angst, Depression, Schmerz, Erschöpfung und Selbstständigkeit zu machen.
- Lukas Schöner, David Kuklinski, Laura Wittich,Viktoria Steinbeck, Benedikt Langenberger, Thorben Breitkreuz, Felix Compes, Mathias Kretzler, Ursula Marschall, Wolfgang Klauser, Mustafa Citak, Georg Matziolis, Daniel Schrednitzki, … Alexander Geissler et al.: «Cost-effectiveness of a patient-reported outcome-based remote monitoring and alert intervention for early detection of critical recovery after joint replacement: A randomised controlled trial», in: PLOS Medicine, Oktober 2024.
- doi.org/10.1371/journal.pmed.1004459
Relativ deutlich fiel das Ergebnis bei den Hüftoperierten aus: Sowohl Lebensqualität als auch die physische Funktionalität und Mobilität war bei der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nach einem Jahr signifikant besser. Besser sah es auch bei den Angst- und Depressionssymptomen aus. Bei Schmerz und Erschöpfung unterschied sich der Besserungstrend allerdings nicht statistisch signifikant von der Kontrollgruppe.
Am Ende war die regelmässige Befragung auch günstiger: Ohne die OP-Kosten fielen für einen Patienten mit einer Hüftprothese in der Kontrollgruppe durchschnittlich 5'432 Euro an. In der Interventionsgruppe waren es nur 4'226 Euro – also 1'206 Euro weniger.
Bei Knieoperierten lagen die Kosten für einen Patienten ohne OP-Kosten in der Kontrollgruppe bei 6'680 Euro gegenüber 5'298 Euro für einen Patienein in der Interventionsgruppe.
Erfasst wurden dabei jeweils alle Kosten im Jahr nach der Operation, die bei den Krankenkassen angemeldet worden war – etwa für ambulante Arztbesuche, ärztliche Spezialisten, Medikamente, Reha-Massnahmen wie Physiotherapie, Hilfsmittel.
Raschere Reaktion
«Das für uns als Gesundheitsökonomen wohl spannendste Ergebnis ist, dass die verringerten Kosten in der Interventionsgruppe vor allem darauf beruhen, dass die Patienten in den zwölf Monaten nach der OP den Hausarzt im Schnitt ein bis zweimal weniger aufsuchen mussten als die Patienten in der Kontrollgruppe»,
sagt Lukas Schöner, einer der Autoren: «Auch wurde in der Interventionsgruppe weniger Physiotherapie in Anspruch genommen.»
Und Ko-Autorin Laura Wittich führt die Ergebnisse massgeblich auf das systematische Monitoring der Patienten zurück: Das habe raschere Therapieanpassungen ermöglicht. Sobald sich die Werte der Patienten verschlechterten, nahm die Klinik, welche die OP durchgeführt hatte, über die Studienassistenz Kontakt mit den Betroffenen auf, um gemeinsam zu besprechen, wie medizinisch eingegriffen werden müsse. Dieses Vorgehen trug nicht nur dazu bei, dass sich die Patienten umsorgt fühlten, sondern erklärt auch die geringere Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsleistungen.