ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

, 25. Juli 2023 um 05:40
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Der Schnelltest basiert auf bakterienbefallenden Viren, sogenannten Phagen. | zvg
Antibiotikaresistente Erreger von Harnwegsinfektionen bereiten Ärztinnen und Ärzten weltweit zunehmend Sorgen. In diesem Zusammenhang ist Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) ein viel versprechender Durchbruch gelungen: Sie haben einen Schnelltest und einen neuen Therapieansatz entwickelt, der auf bakterienangreifenden Viren, so genannten Phagen, basiert.
Das ETH-Forschungsteam unter der Leitung von Martin Loessner von der Forschungsgruppe für Lebensmittelmikrobiologie identifizierte Phagen gegen die Hauptverursacher von Harnwegsinfektionen, nämlich Escherichia coli, Klebsiella und Enterokokken. Durch genetische Veränderungen erzeugen die infizierten Wirtsbakterien nach Kontakt mit den Phagen ein Lichtsignal, das sich leicht messen lässt.

Phagentherapien erleben eine Renaissance

Phagentherapien sind keine neue Entdeckung, sondern bereits seit über 100 Jahren bekannt. Mit der Entdeckung des Penicillins gerieten sie in den westlichen Industrieländern jedoch in Vergessenheit. Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen erleben sie derzeit eine Renaissance. Ein entscheidender Vorteil der Phagen ist gemäss ETH, dass sie wie ein Scharfschütze gezielt nur das Zielbakterium angreifen.

Schnelltest identifiziert Erreger in vier Stunden

Dank dieser Methode konnten die Forschenden im Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Balgrist die krankheitserregenden Bakterien in weniger als vier Stunden direkt und zuverlässig in der Urinprobe nachweisen, wie die ETH mitteilt. Mit herkömmlicher Diagnostik dauert es mehrere Tage, um den spezifischen Erreger zu identifizieren.
Damit sei es möglich, unmittelbar nach der Diagnose ein geeignetes Antibiotikum zu verschreiben und so Resistenzbildungen zu verhindern. Ärzte sind oft gezwungen, blind ein bestimmtes Antibiotikum zu verschreiben, ohne zu wissen, ob dieses auch tatsächlich gegen den verursachenden Erreger wirksam ist.
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Elektronenmikroskop-Aufnahme von Phagen. | zvg

Klinische Wirksamkeitsstudien geplant

In einem nächsten Schritt will das Forschungsteam zusammen mit Partnern der Universitätsklinik Balgrist die Wirksamkeit der neuen Phagentherapie in einer klinischen Studie an ausgewählten Patienten überprüfen.
Etwa jede zweite Frau ist im Laufe ihres Lebens von einer Blasenentzündung betroffen, und viele leiden unter wiederkehrenden Harnwegsinfektionen.


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