Ein Mann mit akuten Rückenschmerzen sucht den Notfall auf. Die Untersuchung zeigt einen unklaren Befund ohne weiteren medizinischen Handlungsbedarf. Der Patient wird mit ein paar Schmerztabletten wieder nach Hause geschickt.
Dies ist eine typische und häufige Situation, die alle Seiten unbefriedigt zurücklässt: Gesundheitsfachpersonen haben das Gefühl, nicht helfen zu können, und der Patient fühlt sich alleingelassen.
An diesem Punkt setzt der Masterstudiengang
MAS Interprofessionelles Schmerzmanagement des ZHAW-Gesundheitsdepartements in Winterthur an. Die Weiterbildung richtet sich an Ärztinnen und Psychologen, Pflegefachpersonen, Ergo- und Physiotherapeutinnen sowie andere Fachpersonen aus dem Gesundheitsbereich. «Die verschiedenen Berufsgruppen sollen ein einheitliches Schmerzverständnis entwickeln, das sowohl somatische als auch psychische und soziale Aspekte umfasst», erklärt Studiengangleiterin Silvia Careddu.
Verstehen, erklären, motivieren
Der MAS umfasst drei CAS. Im ersten, dem
CAS Schmerz Basic, setzen sich Absolvierende verschiedener Fachrichtungen gemeinsam mit den biologischen, psychologischen und sozialen Grundlagen von Schmerzen sowie den Untersuchungs- und Interventionsmöglichkeiten auseinander. Dieser CAS kann auch als eigenständige Weiterbildung besucht werden.
Im
CAS Schmerz Advanced, das auf das erste CAS aufbaut, sind die einzelnen Berufsgruppen unter sich und lernen fachspezifische Ansätze kennen.
Das dritte
CAS Beratung und Edukation findet wieder interprofessionell statt und kann auch separat absolviert werden. Hier eignen sich die Absolvierenden Kompetenzen an, wie sie Schmerzpatientinnen und -patienten die Zusammenhänge ihrer Situation besser erklären und sie befähigen, besser damit umzugehen.
Zuhören statt abwimmeln
«Ungünstig für den Verlauf sind eine passive Einstellung und z.B. ein Vermeidungsverhalten», erklärt Careddu. Die Betroffenen sollten sich bei unspezifischen Beschwerden trotz Schmerzen bewegen und auch Ansätze wie Entspannungs- und mentale Techniken anwenden. Denn Ängste und katastrophisierende Gedanken verschlimmern die Beschwerden.
- Silvia Careddu, Leiterin MAS «Interprofessionelles Schmerzmanagement»
Seit Manuela Gerwer den Studiengang absolviert hat, sucht sie vermehrt den Austausch mit anderen behandelnden Fachpersonen. Dazu nutzt die Physiotherapeutin, die in einer Gemeinschaftspraxis in Oensingen arbeitet, regelmässige Sitzungen mit Arztpraxen.
Hilfreich fand sie auch das theoretische Grundwissen über die Mechanismen, die zu chronischen Schmerzen führen. Dadurch ist sie hellhöriger geworden für die sozialen und psychischen Hintergründe ihrer Patientinnen und Patienten. Diese Informationen seien bei der Behandlung zentral, betont Gerwer: «Einige sagen, ich sei die erste, die ihnen wirklich zuhört.»