Nach Aufhebung aller Corona-Massnahmen ist die Frage nach der Wiedereinführung der Begrüssung per Handschlag in Arztpraxen erneut aufgetaucht. Für Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Praxisassistentinnen (MPA) ist die Sache klar: 64 Prozent würden in Zukunft auf eine Begrüssung per Handschlag verzichten. Dies zeigt eine Umfrage aus dem Umfeld der Hausärzteschaft im Kanton Bern.
Auf die Feststellung, dass die Mehrheit der Ärzte bereit ist, in Zukunft auf dieses Begrüssungsritual zu verzichten, liefern die Studienautoren Andreas Kronenberg und Luzia Renggli auch gleich eine Erklärung: Es liege wohl auch daran, dass sich zwischenzeitlich andere Begrüssungsformen wie Nicken oder leichte Berührung an der Schulter beim Geleiten ins Sprechzimmer etabliert hätten.
Patienten noch verunsichert
Anders hingegen sieht die Haltung bei den Patientinnen und Patienten aus: Dort würden über ein Drittel ebenfalls generell davon absehen. Mit knapp 30 Prozent scheinen deutlich mehr Patienten in dieser Frage aber noch verunsichert und würden vorerst die nächste Wintersaison abwarten. Zum Vergleich: Keine der ärztlichen Fachperson wählte diese Option.
Screenshot «Schweizerische Ärztezeitung»
Insgesamt nahmen über 770 Personen aus dem Umfeld von 9 Berner Medix-Praxen an der Umfrage teil: 11 ärztliche Fachpersonen, 50 MPA sowie über 700 Patientinnen und Patienten. Da die Umfrage freiwillig war, sind die Resultate «indikativ», aber «nicht zwingend repräsentativ», wie die Autoren in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» einschränken.
Und was ist mit dem Maskentragen?
Die Umfrage ging zudem der Meinung gegenüber der Maskentragpflicht nach. Hier zeigte sich, dass in allen Gruppen die Mehrheit bereit ist, die Maske zumindest «situativ» trotz Aufhebung der Corona-Massnahmen weiterhin zu tragen: zum Beispiel in Wintermonaten oder während eines Infekts des oberen Atemwegs.
Sobald möglich keine Maske mehr zu tragen, ist nur für 9 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, jedoch für 42 Prozent der MPA und 32 Prozent der Patientinnen und Patienten zumindest eine «valable Option». Und der Grossteil der Personen, die bereit wären, bei Infekten der Atemwege eine Maske in der Praxis zu tragen, würde dies auch im öffentlichen Verkehr so handhaben.
Screenshot «Schweizerische Ärztezeitung»
Was die Autoren empfehlen
Gemäss den Studienautoren sollte Personen mit oberen Atemwegsinfektionen empfohlen werden, in der Arztpraxis und den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske zu tragen. Dies sollte selbstverständlich auch für das Praxispersonal gelten. Im Sprechzimmer sollten zudem individuelle Entscheidungen möglich sein: Zum Beispiel wenn aus nachvollziehbaren Gründen bei älteren Personen auf die Maske verzichtet werde oder wenn bei nahem Kontakt zu immunsupprimierten Personen trotz fehlender Infektzeichen eine Maske getragen werde.
Anders als beim Maskentragen fehlen nach Aufhebung aller Massnahmen bezüglich Begrüssung per Handschlag klare Leitlinien vollständig. Der Handschlag erscheint den Studienautoren jedoch bei richtiger Händedesinfektion «unbedenklich». In der Hausarztpraxis dient der Handschlag auch der ersten körperlichen Kontaktaufnahme und hat einen gewissen diagnostischen Wert, werden doch Kräftigkeit, Feuchtigkeit und Hauttemperatur intuitiv erfasst. Auch eine Berührung im individuellen Gespräch erscheine zudem situativ nach wir vor «von grosser Wichtigkeit» und – bei entsprechender Händedesinfektion – «auch unbedenklich».