OECD: Lob der Schweizer Grundversorgung

Ein grosser internationaler Vergleich aus Patientensicht zeigt: Chronisch Kranke in der Schweiz fühlen sich besser betreut als in den meisten anderen Industriestaaten. Es gibt auch Verbesserungspotenzial.

, 21. Februar 2025 um 10:25
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Symbolbild: Clay Banks / Unsplash
Wer in der Schweiz chronisch krank ist, wird besser betreut und ist physisch wie auch psychisch in besseren Umständen als vergleichbare Patienten in anderen Industriestaaten. Er oder sie fühlt sich zudem selbstsicherer im Umgang mit der Gesundheit. Ferner erleben chronisch kranke Personen hier auch eine überdurchschnittlich gute persönliche Gesundheitsbetreuung.
All dies besagt eine grosse Erhebung, welche die Industriestaaten-Organisation OECD veröffentlicht hat. Im Zentrum der Untersuchung stand die Situation von chronisch kranken Personen. An der sogenannten PaRIS-Befragung – die zum ersten Mal durchgeführt wurde – nahmen rund 110’000 Menschen aus 19 Ländern teil. In der Schweiz wurden rund 4’200 Patientinnen und Patienten befragt, die über 45 Jahre alt sind, zu Hause leben und während der Erhebung 2023 und 2024 mindestens einmal einen Kontakt zur Hausärztin oder zum Hausarzt hatten.
Dabei schnitt die Schweiz, wie erwähnt, im internationalen Vergleich überdurchschnittlich ab. Konkret:
  • 82 Prozent der Patienten berichteten von guter physischer Gesundheit (OECD-Schnitt: 70 Prozent),
  • 91 Prozent von guter mentaler Gesundheit (83 Prozent).
  • Zudem erleben fast alle Befragten eine hohe Behandlungsqualität (97 Prozent) und eine starke Patientenorientierung.
Ferner meldeten vier von fünf Personen (78 Prozent) mit zwei oder mehr chronischen Erkrankungen, dass sie in Praxen betreut werden, die Nachuntersuchungen und normale Sprechstunden mit mehr als 15 Minuten Dauer anbieten; zum Vergleich: Im OECD-Schnitt lag dieser Wert bei 47 Prozent.
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Prozentsatz von befragten chronisch Kranken, die positive Resultate vermelden: Schweiz im OECD-Vergleich  |  Grafik: aus d. zitierten Studie.
Neben soliden Werten bei wichtigen Fragen fand die PaRIS-Befragung auch einige heikle Punkte:
  • Nur etwa die Hälfte der chronisch Kranken (55 Prozent) sind in Praxen, welche Patientendaten elektronisch austauschen können; dieser Wert liegt leicht tiefer als im OECD-Schnitt (57 Prozent).
  • Bei den Frauen herrscht ein etwas grössere Skepsis gegenüber dem Gesundheitssystem: Während 74 Prozent der befragten Männer ihr Vertrauen ins Schweizer Gesundheitswesen bekunden, liegt der Wert bei den Frauen bei 68 Prozent. Allerdings besteht dieses Problem global: Im OECD-Schnitt vertrauen 67 Prozent der Männer ihrem jeweiligen Gesundheitswesen – aber nur 58 Prozent der Frauen.
Als kritischer Punkt findet sich vielleicht ein gewisser Verbesserungsbedarf bei Selbstmanagement: 67 Prozent der Patienten fühlen sich in der Lage, ihre eigene Gesundheit zu managen. Dieser Wert liegt zwar über dem OECD-Schnitt (59 Prozent); er ist aber doch weit unter dem Spitzenwert von 92 Prozent.
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