Wie lassen sich Lücken beim Gesundheitspersonal vermeiden? Wie kann man Anzahl und Verteilung der Ärzte optimal steuern? Die Schweizerische Akademie der Wissenschaften nahm dazu vor wenigen Tagen Stellung: In einem
Positionspapier präsentierte sie vier Massnahmenpakete, darunter etwa die Schaffung eines kohärenten Anreizsystems oder die Erarbeitung von Datengrundlagen.
Die Ideen schreckten offenbar die FMH auf. Per Communiqué reagierte die Ärztegesellschaft gestern auf die SAMW-Vorschläge – und bezeichnete sie als «nicht hilfreich». Der Haupteinwand: Das Positionspapier beschränke sich «evidenzarm auf die Forderung eines umfassenden Steuerungssystems».
Fakten ignoriert
Die FMH spiesst damit einen der vier SAMW-Punkte speziell auf: Ein Steuerungssystem, gegründet von Bund und Kantonen, bei dem ein Gremium Empfehlungen an die verantwortlichen Stellen abgibt – und bei Bedarf auch gesetzgeberische Vorschläge entwirft oder die Entwicklung von Steuerungsregionen entwickelt.
Hier ignoriere die SAMW zahlreiche Fakten, so nun die FMH. Zum Beispiel: Wenn das Problem darin bestehe, dass 70 Prozent des fachärztlichen Nachwuchses aus dem Ausland kommt, dann «dürfte einem neuen Steuerungsapparat wenig zu tun bleiben». Dies zumal das Interesse an Facharzt-Weiterbildungen in Grundversorger-Disziplinen seit Jahrzehnten konstant ist.
Es war schon immer so…
Zudem ignoriere das Positionspapier den Fakt, dass die regionalen Unterschiede in der Ärztedichte in ähnlicher Ausprägung bereits seit anno 1890 belegt sind. Das besagte Steuerungsgremium, so liesse sich aus dem FMH-Einwand also schliessen, müsste gegen sehr eingespurte Kräfte ankämpfen.
En detail bemängelt die FMH zudem die SAMW-Idee, wonach das neue nationale Steuerungsgremium beim «Dialog Nationale Gesundheitspolitik» angesiedelt werden sollte, also der ständigen Plattform von Bund und Kantonen: «Ein Vorschlag der die heute bereits ausgeprägten Interessenskonflikte der Kantone noch verstärken würde», so der Kommentar der Ärztevertretung.
Und was sind die Alternativen?
Politisch geht es in der Debatte letztlich um die Regelung über die Zulassung praxisambulant tätiger Ärzte: Nach nochmaliger Verlängerung – mit Ach und Krach – läuft das bisherige Modell im Jahr 2019 aus, und jetzt müssen Anschlussvarianten erarbeitet werden.
Die FMH bringt denn auch eigene Vorschläge, wobei sie weitgehend die bisherigen Argumente wiederholt: Im Zentrum steht die Qualität der ärztlichen Versorgung, und die Regelung sollte einfach anzuwenden sein.
Konkret schlägt die FMH also vor, die Zulassung (auch) künftig abhängig zu machen von:
- einem Nachweis von ausreichender Sprachkompetenz;
- einer Ausbildungsdauer von sechs Jahren Vollzeitstudium oder mindestens 5500 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht;
- einer mindestens dreijährigen klinisch-ärztlichen Tätigkeit an einer anerkannten Weiterbildungsstätte in der für die Zulassung beantragten Fachdisziplin;
- einem aktuellen Fortbildungsnachweis.
«Klare Qualitätskriterien statt Verwaltungsapparat»: Zum Communiqué der FMH