Weniger als eine von fünf Ärztinnen in den USA praktiziert in den fünf bestbezahlten medizinischen Fachgebieten. Frauen machen lediglich 6 Prozent der orthopädischen Chirurgen, 8 Prozent der interventionellen Kardiologen, 10 Prozent der Urologen, 17 Prozent der plastischen Chirurgen und 18 Prozent der HNO-Ärzte aus. Dies geht aus einem
Report über medizinische Fachgebiete der Association of American Medical Colleges (AAMC) hervor – die Online-Plattform Medscape berichtete darüber.
Am meisten verdienen in den USA plastische Chirurgen mit durchschnittlich 526’000 Dollar im Jahr (siehe Grafik). Es folgen Orthopäden/ orthopädische Chirurgen (511’000 $) und Kardiologen (459’000 $). Die Zahlen stammen aus dem
diesjährigen Ärzte-Lohn-Report USA. Rund 18’000 Ärzte aus mehr als 29 Fachgebieten nahmen an der Umfrage teil.
Ausnahme: Dermatologie
Den AAMC-Daten zufolge sind Frauen in der Kinderheilkunde (64 Prozent), der Geburtshilfe/Gynäkologie (59 Prozent), der Inneren Medizin (53 Prozent) und der Endokrinologie (51 Prozent) in der Überzahl. Ein Blick auf die obige Grafik zeigt: Diese Fachgebiete befinden sich im unteren Bereich, Ärztinnen werden dort also schlechter bezahlt. Eine Ausnahme bildet die Dermatologie, die gut bezahlt wird (durchschnittliches Jahresgehalt: 394’000 $) und in der 51 Prozent Frauen tätig sind.
Warum meiden so viele Ärztinnen die bestbezahlten Fachgebiete? Amerikanische medizinische Forscher und Führungskräfte in den bestbezahlten Fachgebieten nennen vier Hauptfaktoren:
> Frauen interessierten sich für medizinische Fachgebiete, in denen es mehr Frauen in der Fakultät und in den Führungspositionen gebe.
> Für Frauen habe die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben mehr Priorität als die Bezahlung.
> Assistenzärztinnen würden möglicherweise aufgrund geschlechtsspezifischer Diskriminierung und sexueller Belästigung von den hochbezahlten Fachgebieten abgeschreckt werden.
> Längere Ausbildungszeiten in chirurgischen Fachgebieten könnten Frauen mit Kinderwunsch davon abhalten, sich zu Fachärztinnen für Chirurgie ausbilden zu lassen.
Wie eine
Studie aus den USA zeigt, ist in den Fachgebieten mit den meisten Ärztinnen auch der Anteil der Frauen in Führungspositionen am höchsten. Die Geburtshilfe und Gynäkologie etwa wies den höchsten Anteil an weiblichen Abteilungsleitern (24,1 Prozent) und stellvertretenden Abteilungsleitern (38,8 Prozent) auf.
So könnten Ärztinnen für die Chirurgie gewonnen werden
Chirurgische Fachgebiete hätten es hingegen schwerer, Assistenzärztinnen anzuwerben, was auf einen Mangel an Frauen in Führungspositionen zurückzuführen sei. Denn die Ergebnisse einer amerikanischen
Studie, in der die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Einstellung zur chirurgischen Ausbildung untersucht wurden, zeigen: Frauen würden sich eher für die Chirurgie entscheiden, wenn es mehr chirurgische Lehrkräfte und Assistenzärzte gleichen Geschlechts gäbe.