Die Digitalisierung im ambulanten Bereich ist noch nicht weit fortgeschritten. Etwa lediglich die Hälfte der Schweizer Praxisärzte führen eine elektronische Krankengeschichte. Weitere Anstrengungen sind nötig, um die Digitalisierung im ambulanten Bereich weiter voran zu treiben.
Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH hat deshalb eine Landkarte erarbeitet, die sich mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung im ambulanten Gesundheitsbereich auseinandersetzt.
Handlungsleitend soll dabei immer die Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie mögliche Effizienzgewinne und die Erhöhung der Patientensicherheit sein.
Stärken und Chancen
- Internetzugang und Smartphone- Nutzung sind für die Schweizer Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit. Die technologischen Voraussetzungen sind für einen breiten Zugang zu digitalen Gesundheitsangeboten gegeben.
- Nutzung und Nachfrage digitaler Angebote im Gesundheitswesen nehmen stetig zu. (z.B. Gesundheits-Webseiten, Praxis-Webseiten, Online-Termine, Arzt-Patienten-Kommunikation, Health- Apps, eRezepte, Kommunikation zwischen Gesundheitsversorgern)
- Die Zahl der Anbieter digitaler Leistungen (z.B. telemedizinische Zentren, Praxen, Spitäler) und Angebote (z.B. Software, Health-Apps, Hardware, Wearables) nimmt stetig zu.
- Viele digitale Angebote wie die Telekonsultation und Gesundheitsapps bieten einen niederschwelligen, raum- und zeitunabhängigen Zugang zur Gesundheitsförderung und Prävention.
- Ärztinnen und Ärzte haben mehrheitlich eine positive Einstellung zu digitalen Gesundheitsangeboten und wünschen sich dort weitere Digitalisierung, wo der Mehrwert durch Vereinfachungen und Verbesserungen in Qualität und Prozessen spürbar ist.
- Effizienzsteigerung und Kosteneinsparungen sind v.a. ersichtlich bei Behandlungen von gesundheitlichen Störungen, die einfach zu erfassen und schnell lösbar sind sowie bei der Therapierung und beim Monitoring gewisser Beschwerden und chronischer Leiden.
- Orientierungshilfen und Handlungsempfehlungen für die Nutzung digitaler Angebote erleichtern die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Probleme müssen benannt und Lösungen gefunden werden, dann können alle profitieren.
- Mit dem weiteren Ausbau der digitalen Infrastrukturen sinken die Eintrittsbarrieren und Synergien und Effizienzgewinne nehmen zu.
Schwächen und Risiken
- Datenschutz und Datensicherheit sind heikle und emotional besetzte Themen mit noch vielen offenen Fragen.
- Der TARMED-Tarif setzt heute keinen Anreiz für die Nutzung der Telemedizin, da entsprechende Positionen fehlen.
- Die Rechtsgrundlagen für die Digitalisierung sind kantonal sehr unterschiedlich, fragmentieren die Möglichkeiten und hinken teilweise der Realsituation hinterher.
- Standards für die Interoperabilität der telemedizinischen Infrastruktur fehlen und/oder werden nicht umgesetzt.
- Die Treiber der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung sind vielfältig und komplex; gleichzeitig ist die Digitalisierung ein wichtiger Treiber für die Entwicklung der nachhaltigen Gesundheitsversorgung.
- Die Realsituation sieht so aus, dass v.a. die jüngere Ärzteschaft nachfragebedingt digitale Möglichkeiten pragmatisch nutzen und anbieten – mit suboptimalen Rahmenbedingungen.
- Wirksamkeits- und Zweckmässigkeitsnachweis digitaler Gesundheitsangebote, insbesondere im therapeutischen Bereich, sind noch unzureichend.
- Unterschiedliche digitale Affinitäten und Kompetenzen führen sowohl bei der Ärzteschaft wie bei den Patienten zu einem unterschiedlichen Zugang und einer unterschiedlichen Nutzung digitaler Angebote.
Aufbauend auf dieser Analyse der Stärken und Schwächen sowie der Chancen und Risiken hat der Berufsverband FMH ein Leitbild von und für Ärztinnen und Ärzte formuliert.
Das Zielbild der Digitalisierung in der ambulanten Gesundheitsversorgung für das Jahr 2022 umfasst mit zehn Kernaussagen sowohl die Erfolgsfaktoren als auch den wünschenswerten zukünftigen Zustand.
Noch offen sei die Frage der Verantwortlichkeiten für die koordinierte, zeitnahe Formulierung von Massnahmen für die Umsetzung der Ziele.
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