Niedergelassene Fachärzte für Urologie machen vor allem Fehler bei der Diagnostik – Urologen im Spital fast ausschliesslich bei der Therapie. Zu diesem Schluss kommt eine
systematische Analyse von Fehlerereignissen in der Urologie. Die Medizin-Plattform «Medscape» Deutschland hat darüber berichtet.
Von 359 Begutachtungsfällen wurden insgesamt 236 Fehlerfeststellungen ausgewertet – und dies von 1999 bis 2019.
> 103 Fehler (43,6 Prozent) traten in der Praxis auf – bei der Diagnostik fast doppelt so häufig wie bei der Therapie (69 versus 34).
> 159 Fehler ereigneten sich in der Klinik, davon betrafen 114 die Therapie und lediglich 15 traten im Rahmen der Diagnostik auf.
Etwa jeder fünfte Fehler, der festgestellt wurde, betraf das Prostatakarzinom. Rund zehn Prozent der Fehler wurden im Zusammenhang mit der Prostatahyperplasie gemacht. Dies betraf insbesondere die Therapie in der Klinik.
Fehler bei der Diagnose und bei der Therapie
In 19 Fällen (sechs in der Praxis und fünf in der Klinik, insgesamt rund 8 Prozent der Fehler) wurde eine Hodentorsion nicht richtig erkannt. 23 Fehler (rund 10 Prozent) traten im Zusammenhang mit dem Harnblasenkarzinom auf. Zu den Fehlern bei der Diagnose gehört denn auch die verspätete Diagnosestellung eines Prostata- oder Harnblasenkarzinoms. Urologen hatten etwa bei ansteigenden PSA-Werten auf eine Prostatabiopsie verzichtet oder diese hinausgezögert. Häufig wurde Antibiotika verschrieben, ohne dass eine Prostatitis vorlag.
Gemäss des Artikels von «Medscape» betrafen Fehler bei der Diagnostik vor allem die mangelhafte Befunderhebung (112/47,5 Prozent) und die Befundbewertung (86/36,4 Prozent). Auch bei der Indikationsstellung wurden häufiger Fehler gemacht. So fehlte bei 58 (24,6 Prozent) der Eingriffsgrund und bei 33 (14 Prozent) wurde eine Kontraindikation missachtet.
Fehler bei der Therapie traten insbesondere bei der Harnblasenfistelung, der Prostataresektion und bei der Zirkumzision auf (jeweils 14 Fälle, das sind rund 6 Prozent).
Bei rund 17 Prozent wurden unnötige OPs durchgeführt
Welche Folgen hatten die Fehler für die Patienten? Wie die Medizin-Plattform schreibt, kam es in fast 55 Prozent zu fehlerbedingten Komplikationen. Bei rund 17 Prozent wurden Operationen durchgeführt oder Medikamente verschrieben, die nicht nötig gewesen wären, und bei rund 35 Prozent war eine operative Revision aufgrund des Fehlers nötig. In fast sieben Prozent der Begutachtungsfälle verstarben die Patienten im Zusammenhang mit dem Fehler; bei etwa 74 Prozent konnte eine dauerhaft verminderte Lebensqualität festgestellt werden.