Direktor der Patientensicherheit geht

Vor knapp drei Wochen präsentierte David Schwappach noch eine Never-Event-Liste für Spitäler. Nun verlässt er die Stiftung Patientensicherheit.

, 9. Dezember 2021 um 06:00
image
  • spital
  • pflege
  • patientensicherheit
David Schwappach hat entschieden, per Ende März 2022 als Direktor der Stiftung Patientensicherheit Schweiz zurückzutreten. Diese Meldung kommt überraschend. Denn noch vor kurzem hat Schwappach an einer Tagung eine Never Event-Liste präsentiert. Die Liste soll den Umgang mit schwerwiegenden Ereignissen in den Schweizer Spitälern und Kliniken verbessern.

Stiftung bekommt nur noch einzelne Projekte

Schwappach verlässt die Stiftung, weil sie anders finanziert wird, und zwar von der neuen Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK). Seit zwei Jahren kämpft die Stiftung darum, von der EQK eine Grundfinanzierung zu erhalten, wie sie bisher von den Kantonen sichergestellt worden ist.
Doch die EQK hält dies nicht für möglich. Deshalb will sie nur noch einzelne Projektaufträge vergeben und finanzieren. Unter diesen Voraussetzungen stellt David Schwappach sein Amt als Direktor zur Verfügung. Er tritt Ende März 2022 zurück.

Nur noch Auftragsnehmerin - ohne Freiheiten

Stiftungsratspräsident Dieter Conen hat Verständnis für Schwappach. «Die Stiftung verliert mit dieser Finanzierung ihre Freiheit und ist nur noch Auftragsnehmerin», erklärt Conen gegenüber Medinside. «Das sind keine guten Voraussetzungen für eine wissenschaftlich fundierte, kontinuierliche Arbeit und für Innovationen.»
So hätte sich David Schwappach gerne weiter dafür eingesetzt, dass es für die Schweiz eine systematische Analyse und Aufarbeitung von Never-Events durch Expertinnen und Experten gibt, wie er kürzlich im Interview mit Medinside erklärte.

Zukunft der Stiftung ungewiss

Der Stiftungsrat bedauert den Entscheid des Direktors ausserordentlich, wie Dieter Conen gegenüber Medinside betont. Nun muss sich das Gremium überlegen, wie die Zukunft der Stiftung unter den neuen Rahmenbedingungen aussehen soll.

Tödliche Beinamputation war der Auslöser

Die Stiftung Patientensicherheit wurde vor 18 Jahren gegründet. Der Auslöser waren zwei katastrophale «Never Events»: die tödliche Seitenverwechslung bei einer Beinamputation und eine fatale Ampullenverwechslung. Damals wurde die Schaffung eines landesweiten Zentrums für Patientensicherheit gefordert. Mit Geld vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) wurde am 18. November 2003 die Stiftung Patientensicherheit Schweiz gegründet. Sie wird aktuell vom Verband der Schweizer Spitäler sowie 15 Gesundheitsberufsverbänden und Organisationen getragen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.