Bei einigen Menschen ist ein gebrochenes Herz mehr als nur ein Sprichwort. Es ist eine ernste Erkrankung, die von Herzschmerz ausgelöst wird. Forscher der
Klinik für Kardiologie und des Herzzentrums des Universitätsspitals Zürich (USZ) haben an der weltweit grössten Studie erstmals gezeigt, dass psychischer und neurologischer Stress bei dem Syndrom eine bedeutende Rolle spielt. Ausserdem verläuft es häufiger als angenommen tödlich.
An der Studie nahmen 26 kardiologische Zentren aus neun Ländern mit insgesamt 1'750 Patienten teil. Die Ergebnisse wurden im
«New England Journal of Medicine» veröffentlicht.
Offene Herzkranzgefässe
Bei der Krankheit handelt es sich um eine akute Pumpstörung des Herzens und ähnelt in der akuten Phase dem Herzinfarkt. Sie äussert sich denn auch durch plötzliche auftretende Schmerzen in der Brust, Schwächegefühl und Atemnot. Eine Unterscheidung ist nur mit einer Herzkatheteruntersuchung möglich. Im Gegensatz zum Herzinfarkt lassen sich offene Herzkranzgefässe nachweisen. Als Ursache wird unter anderem eine vorübergehende Verkrampfung der kleinsten Gefässe im Herzmuskel vermutet, die zu einer Minderdurchblutung bis hin zum lebensbedrohlichen Pumpversagen führt. Das Syndrom trifft vor allem Frauen in der Menopause.
Die Tintenfischfalle
«Unsere Daten weisen darauf hin, dass die Erkrankung womöglich unterdiagnostiziert wird, da häufig auch bei akuten neurologischen Erkrankungen wie Hirnschlag, Epilepsie oder Hirnblutungen eine Takotsubo-Kardiomyopathie auftreten kann», sagt Studienleiter
Christian Templin. Er konnte auch zeigen, dass die Erkrankung anders als bisher angenommen in der Akutphase lebensbedrohlich ist. Sie hat auch eine ähnliche Sterblichkeit wie der akute Herzinfarkt.
Das Syndrom des gebrochenen Herzens wurde erstmals 1990 von japanischen Wissenschaftlern beschrieben. Sie nannten es Takotsubo-Kardiomyopathie, in Anlehnung an die Tintenfischfalle Takotsubo. Dies darum, weil die linke Herzkammer in der Krankheitsphase den speziellen, zum Tintenfischfang benutzten Tonkrügen ähnelt.
Schärfere Diagnosen
Noch gibt es keine Therapierichtlinien für die Erkrankung. Die Studiendaten aus Zürich liefern jedoch erste Hinweise, dass die Patienten im ersten Jahr von einer Therapie mit einem ACE-Hemmer oder AT-Antagonisten profitieren könnten. Kardiologe Christian Templin weist darauf hin, dass Patienten intensiv überwacht werden müssen, um lebensbedrohliche Komplikationen zu erkennen und zu behandeln. Ausserdem erhofft er sich von seiner Arbeit eine Sensibilisierung, dass das Syndrom auch bei neurologischen Erkrankungen in Betracht gezogen wird.