Eine grosse Studie aus der ZHAW ging der Frage nach, welche Massnahmen einen starken Effekt hätten, um die Gesundheitskosten zu steuern (also zu dämpfen).
Konkret überprüften vier Forscher des Winterthurer ZHAW-Instituts für Gesundheitsökonomie 28 Massnahmen, die ein Sparpotential entfalten könnten. Auftraggeber war die Zürcher Gesundheitsdirektion, so dass die Schritte auch unter der Perspektive dieses Kantons untersucht wurden.
Oder anders: Die Wissenschaftler – darunter Institutschef Urs Brügger – suchten nach dem Potential zur Kostendämpfung bei der Grundversicherung, nach dem Sparpotential für den Kanton Zürich und nach der Realisierbarkeit in Zürich. Welche Pakete wären auf allen drei Ebenen stark?
Am Ende strichen sie fünf Pakete heraus: Mit ihnen könnte man bei den Prämien entscheidend sparen, der Kanton käme auch spürbar günstiger weg – und die Idee wäre sogar politisch durchsetzbar und machbar.
1. Ambulant statt stationär: Die Operationslisten
Also die Verlagerung von stationärer zu ambulanter Behandlung mittels verbindlichen Listen, wie dies der Kanton Luzern mit einer «13er-Liste» bereits begonnen hat und wie dies mehrere andere Kantone ab nächstem Jahr tun werden.
2. Weniger Vorschriften für die Spitäler
Baunormen, Denkmalschutz, Arbeitsrecht, Brandschutz…: Bekanntlich ist jedes Spital auch umzingelt von Regeln, die alle am Ende Geld kosten. Würde man dies überprüfen und Überflüssiges beseitigen, so ergäbe sich zumindest eine mittlere Sparwirkung.
3. Weniger Spitäler
Wobei die Autoren und die Gesundheitsdirektion diesen Punkt etwas diskreter formulieren: «Steuerung der stationären Kapazitäten durch Reduktion der Spitalliste im Rahmen der Spitalplanung». Jedenfalls geht es um die Mengensteuerung. Wobei die ZHAW-Autoren auch die Einführung von Bewilligungspflichten für ambulante Spitalangebote als Variante ins Spiel bringen.
4. Kantonales Globalbudget für alle Listenspitäler:
Der Streitpunkt, der bekanntlich auch landesweit schon für Widerstand sorgt. Die ZHAW-Ökonomen erwarten, dass dies die Effizienz der Spitäler fördern würde – mit positiven Kostenfolgen im mittleren Bereich. Und dabei schätzen sie die Realisierbarkeit sogar als leicht ein.
5. Reduktion der Prämienverbilligung
Diese Massnahme – konkret: eine Senkung der Verbilligung auf 70 Prozent des Bundesbeitrags – kam unter die «Top 5», weil sie bei einem Punkt besonders stark wirken würde: Sie könnte den kantonalen Finanzhaushalt massiv entlasten. Die Umsetzungschancen werden als mittelmässig beurteilt.
Bemerkenswert ist nun aber auch das andere Ende der Tabelle: nämlich jene Pakete, denen die Autoren auf den ersten Blick eher wenig zuzutrauen scheinen. Sowohl Modelle zur einheitlichen Finanzierung (EFAS, Monismus) als auch die Vereinheitlichung der Krankenkassen seien eher ungünstig: Eher bescheidene Sparwirkung trifft hier auf schwere Umsetzbarkeit.
Tabelle: ZHAW – aus der erwähnten Studie
Auch andere Vorschläge, die in der Branche wie in der Öffentlichkeit gern debattiert werden, werden tiefer eingeordnet: So die Aufgabenverlagerung zwischen Ärzten und anderen Gesundheitsprofis; oder höhere Selbstbeteiligungen; oder eine sauberere Governance der Kantone; oder Versuche, die Patienten zu höherer Eigenverantwortung zu motivieren.
Es geht um den Kontext
Allerdings wollen die Wissenschaftler aus Winterthur diese Themen keineswegs unter den Teppich kehren: Das isolierte Potential zur Kostendämpfung erscheine zwar tief – allerdings müssten Themen wie EFAS, die Mehrfachrolle der Kantone oder die Bildung von Versorgungsgebieten stets auch im grösseren Zusammenhang betrachtet werden.
Ein Beispiel: Würden die Kantone nicht länger Spitäler besitzen und betreiben, so würden sie die Spitalkapazitäten entschlossener am Bedarf ausrichten – und, sofern nötig, die Anzahl der Häuser eher senken.
Die direkte Sparwirkung wäre also gering, die indirekte aber sehr ernst zu nehmen.
Die Zürcher Gesundheitsdirektion unter Thomas Heiniger (FDP) will die Ideen nun prüfen.