Gesundheitskosten: Wo noch mehr Einsparpotenzial steckt

Bei Alternativen für biologische Medizinprodukte gebe es in der Schweiz teure Unterschiede, die medizinisch nicht erklärbar seien. Zwei Verbände orten Handlungsbedarf.

, 8. April 2021 um 11:55
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Bei Biosimilars existieren zwischen den Regionen in der Schweiz grosse, medizinisch nicht erklärbare Unterschiede. Dies zeigt der erstmals veröffentlichte «Biosimilar-Barometer Schweiz 2020», erstellt vom Verband Intergenerika und dem Krankenkassenverband Curafutura. 
So kommen in der Romandie bedeutend häufiger die günstigeren Alternativen der Biopharmazeutika zum Einsatz, als dies in der Deutschschweiz der Fall ist. Auch das Tessin setzt häufiger auf Biosimilars: Dort werden beispielsweise solche mit dem Wirkstoff Rituximab bereits häufiger als das entsprechende Referenzpräparat eingesetzt.
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Screenshot Biosimilar Barometer 2020
Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von nicht chemisch-synthetischen und teuren Biologika und seit über zehn Jahren auf dem Markt. Das Umsatzwachstum bei biotechnisch hergestellten Arzneimitteln (Biologika) wie zum Beispiel Insulin oder Produkte für die Behandlung bei Krebs ist deutlich stärker als bei chemisch hergestellten Medizinprodukten. 

Einsparpotenzial von mehreren Millionen Franken

Die «zurückhaltende Verschreibung» von Biosimilars führen gemäss Berechnungen von Intergenerika zu grossen verpassten Einsparungen: Würde bei patentabgelaufenen Biologika konsequent nur noch die günstigere Alternative abgegeben, könnten jährlich rund 100 Millionen Franken eingespart werden – Tendenz steigend, da umsatzstarke Biologika vor dem Patentablauf stehen.
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Screenshot Biosimilar Barometer 2020

BAG, Spitäler und Kantone gefordert

Um dieses Einsparpotenzial zu realisieren, sollten nach Ansicht von Intergenerika und Curafutura deshalb Fehlanreize bei den Vertriebsmargen rasch beseitigt werden. Denn Apotheker oder Ärzte hätten einen direkten finanziellen Anreiz, lieber ein Originalpräparat abzugeben. Hier sehen die beiden Verbände das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Pflicht, zu handeln.
Bei den regionalen Unterschieden fordern der Krankenkassenverband und Intergenerika die Spitäler und Gesundheitsdirektionen der betroffenen Kantone gleichzeitig auf, die Verantwortung für bezahlbare Prämien wahrzunehmen. 
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