Krankenkassen-Prämien: Ein Plus von 4,5 Prozent

Die Zahl liegt eher am unteren Rand der Erwartungen. In 7 Kantonen steigt die Standardprämie 2017 um weniger als 4,0 Prozent an.

, 26. September 2016 um 10:45
image
  • versicherer
  • gesundheitskosten
Die Standardprämie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung klettert im nächsten Jahr um durchschnittlich 4,5 Prozent. Die Erhöhung schwankt ja nach Kanton, die Bandbreite liegt zwischen 3,5 und 7,3 Prozent. In sieben Kantonen steigt die Standardprämie um weniger als 4,0 Prozent an. Dies meldet das Bundesamt für Gesundheit.
Die durchschnittliche Erhöhung von 4,5 Prozent für das nächste Jahr gilt für die sogenannte Standardprämie – also die Grundversicherung einer erwachsenen Person mit 300 Franken Franchise und Unfalldeckung. Das Wachstum betrug im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 3,6 Prozent; seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes im Jahr 1996 kletterten die Prämien durchschnittlich um 4,6 Prozent. 
Für nächstes Jahr zeigt sich nun:
  • In 7 Kantonen liegen die durchschnittlichen Anpassungen der Standardprämie unter 4,0 Prozent: Aargau, Bern, Luzern, Schaffhausen, Thurgau, Zug und Zürich.
  • In 8 Kantonen steigen die Prämien zwischen 4,0 und 5,0 Prozent: Appenzell Ausserrhoden, Basel-Stadt, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schwyz, Uri, Waadt.
  • In 11 Kantonen liegen die Erhöhungen über 5,0 Prozent: Appenzell Innerrhoden, Basel-Land, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Neuenburg, Solothurn, Tessin und Wallis.
Prämien für Kinder steigen im Durchschnitt um 6,6 Prozent; bei den jungen Erwachsenen zwischen 19 und 25 Jahren erhöhen sie sich um 5,4 Prozent. Das BAG erklärt die stärkere Erhöhung hier damit, dass die Prämien in den letzten Jahren die Kosten nicht mehr zu decken vermochten. Bei den Kindern liegt die Durchschnittsprämie nun bei 105,25 Franken (bei einer Franchise von 0 Franken und Unfalldeckung)..Bei den Erwachsenen wird der Durchschnittswert nun 447,30 Franken erreichen. Am höchsten liegen die Prämien hier weiterhin in Basel (567 Franken) und Genf (554 Franken). Die günstigsten Prämien bezahlen Erwachsene in den Landkantonen Appenzell Innerrhoden (347 Franken) und Nidwalden (360 Franken).Im Vorfeld waren teils höhere Prozentzahlen angesagt worden, der Vergleichsdienst Bonus.ch hatte die Zahl von 6,5 genannt, der Comparis-Experte Felix Schneuwly rechnete mit 6 Prozent, Santésuisse nannte eine Zahl von 4 bis 5 Prozent. Allerdings waren hier jeweils die Durchschnitts-Werte gemeint, während die BAG-Zahl von 4,5 Prozent eine Standardversicherung mit 300 Franken Franchise meint. Wie Felix Schneuwly per Tweet kurzerhand vorrechnete, steigen die Prämien 2017 «im Schnitt über alle Modelle, Kantone, Altersgruppen & Franchisen um 5,8%, nicht bloss um 4,5%».Die üblichen VerdächtigenDas BAG erklärt den diesjährigen Anstieg – wenig überraschend – mit der demographischen Entwicklung, dem medizinisch-technischen Fortschritt sowie dem Mengenwachstum.Rund 80 Prozent der Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung fallen in vier Bereichen an, erinnert das Bundesamt: Behandlungen bei Ärztinnen und Ärzten mit eigener Praxis; Behandlungen im stationären Bereich; Behandlungen im spital-ambulanten Bereich; kassenpflichtige Arzneimittel.2 bis 3 Prozent alleine wegen der AlterungAlain Berset, der zuständige Bundesrat, machte bei der Präsentation der Zahlen in Bern keinen Hehl aus der Lage: Es sei klar, dass die Kosten weiter steigen werden. Alleine der demographische Effekt – die Alterung der Bevölkerung – mache zwei bis drei Prämienprozente pro Jahr aus. Hinzu kommen die Fortschritte in der Medizin.Die Bevölkerung könne selber ein Auge auf die Kosten haben, so Berset im Gespräch mit «20 Minuten»: Etwa, indem sie ärztliche Behandlungen mit Mass nutzt und die Rechnungen kontrolliert. «Aber primär sind die Akteure gefordert: Bund, Kantone, Versicherer, Ärzte, Leistungserbringer.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Neue CEO für Atupri

Caroline Meli heisst die Nachfolgerin von Christof Zürcher.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Tarifkrise? Er macht sich das natürlich relativ einfach»

In unserer Video-Kolumne befragt Paul Bannister Experten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Peter Hug, stellvertretender CEO von KPT.

image

Sanitas und Helsana gehen zu Curafutura zurück

Der Krankenkassenverband Curafutura wird wiederbelebt – zumindest vorübergehend. Zwei grosse Kassen treten wieder ein.

image
Gastbeitrag von Yvonne Feri

Patienten zwischen Hammer und Amboss

Im Gesundheitswesen brennt es primär bei den Kosten – so die allgemeine Wahrnehmung. Wenn das so weitergeht, brechen düstere Zeiten an für Menschen mit chronischen Krankheiten.

image

So soll der Direktor des neuen Krankenversicherungs-Verbands sein

Ideal wäre ein Ökonomie- oder Jus-Abschluss, denkbar ist auch ein 80-Prozent-Pensum.

image

Nun gibt es Bussen für Kassen, die nicht sauber werben

Krankenkassen, die gegen die Vermittlungsregeln verstossen, werden künftig bestraft: Sie müssen bis zu 100'000 Franken zahlen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.