Mögliches Therapeutikum für Dengue entdeckt

Kurz nach der Zulassung des Malaria-Impfstoffes gibt es noch eine gute Nachricht: Bislang gab es keine Mittel zur Behandlung von Dengue. Das ändert sich vielleicht.

, 8. Oktober 2021 um 05:30
image
  • dengue
  • studie
  • forschung
  • therapeutikum
  • usa
Dengue kommt weltweit in tropischen und subtropischen Klimazonen vor und gilt als die weltweit häufigste und sich am schnellsten ausbreitende durch Aedesmücken übertragene virale Erkrankung. Expertenschätzungen zufolge infizieren sich jährlich zwischen 284 bis 528 Millionen Menschen mit dem Dengue-Virus.
Forscher haben nun erstmals ein mögliches Gegenmittel gegen das Dengue-Fieber entdeckt. Tests in Zellkulturen und Mäusen ergaben, dass ein neu identifizierter Wirkstoff das Virus «effektiv» bekämpfen kann. Dies geht aus einer Studie, die im US-Fachmagazin «Nature» veröffentlicht wurde, hervor.

So funktioniert der antivirale Wirkungsmechanismus 

Gemäss dieser übt der Dengue-Virus-Inhibitor (JNJ-A07) eine nanomolare bis pikomolare Aktivität gegen ein Panel von 21 klinischen Isolaten aus, welche die natürliche genetische Vielfalt bekannter Genotypen und Serotypen repräsentieren. Das Molekül besitzt eine hohe Resistenzbarriere und verhindert die Bildung der viralen Replikation, indem es die Interaktion zwischen zwei viralen Proteinen (NS3 und NS4B) blockiert. Dadurch sei ein bisher nicht beschriebener antiviraler Wirkungsmechanismus aufgedeckt worden, so die Studienautoren.
Der Wirkstoff könne sowohl vorbeugend als auch zur Behandlung nach einer Ansteckung eingenommen werden. Laut einem der Studienautoren wurde der Wirkstoff inzwischen noch «leicht optimiert», die klinische Entwicklung hat der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson übernommen.

Erstmals ein Malaria-Impfstoff zugelassen

«Ein lang ersehnter Moment ist eingetroffen», schreibt das «Nature»-Magazine in seinem neusten Newsletter. Der Grund: Die «WHO» hat erstmals einen Malaria-Impfstoff für Kinder zugelassen. «RTS,S» heisst der erste geprüfte Impfstoff gegen die Infektionskrankheit, die von einzelligen Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen wird. Die Krux: Das Vakzin schützt lediglich rund 30 Prozent der schwerwiegenden Fälle von Malaria bei Kindern. Hinzu kommt, dass es vier Impfdosen innerhalb von 18 Monaten benötigt, um überhaupt einen Schutz bieten zu können.  
Trotzdem sprach WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch von einem «historischen Tag». Die «WHO» hatte zuvor die Überprüfung eines Pilotprogramms abgeschlossen, in dessen Rahmen der «RTS,S» seit 2019 in Ghana, Kenia und Malawi verabreicht wurde.
Ein weiterer «Nachteil» des Impfstoffes ist die relativ teure Produktion, obwohl der Produzent GlaxoSmithKline nach einer drei Jahrzehnten langen Entwicklung im Wert von mehreren Millionen Dollar einen Rabatt anbietet, schreibt «Nature» weiter.
Die Zulassung zeige jedoch, wie wertvoll jedes Bollwerk gegen die Parasiten sei. Jedes Jahr sterben schätzungsweise 260’000 kleine Kinder in Afrika an dem Parasiten, der ausserordentlich gut darin ist, der Immunantwort auszuweichen.
«Wir suchen seit über 100 Jahren nach einem Malaria-Impfstoff», sagte Pedro Alonso, Director des globalen WHO-Malaria Programms, gegenüber des Fernsehsenders BBC. «Das Vakzin wird Leben retten und die Kinder in Afrika schützen.» (ejo)
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Je weniger Pflege-Fachleute, desto längere Spitalaufenthalte

Mit Team-Nursing können Spitäler viel Geld sparen. Doch eine US-Studie zeigt, dass die Patienten unter diesem Modell leiden.

image

Saxenda und Wegovy: Schweizer an der Spitze

Eine Studie der Uni Zürich zeigt: Schweizer nutzen die Abnehmspritze häufiger als Kanadier, Amerikaner und Deutsche.

image

SAMW: Diese KSBL-Ärztin ist ein Vorbild

Magdalena Filipowicz Sinnreich gewinnt den diesjährigen Stern-Gattiker-Preis.

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?