Monismus, EFAS, «Dual fix»: Welchen Teil der Behandlungskosten bezahlt der Staat? Und welchen die Krankenkassen? Die Frage, wer die Kosten bei ambulanten und stationären Behandlungen übernehmen soll, zählt zu den entscheidenden Punkten der heutigen Gesundheits-Debatte.
Dennoch lässt die Sache viele Ärzte offenbar recht kühl: Dies zeigt die neue Erhebung, welche die FMH zu Wochenbeginn veröffentlicht hat; dabei wurden knapp 1'500 Ärztinnen und Ärzte befragt.
Ein Resultat: Weniger als die Hälfte nahm diese Diskussion überhaupt wahr – wobei dies bei Ärztinnen und Ärzten mit höheren Positionen eher der Fall ist als bei der Assistenzärzteschaft. Interessanterweise sind sich die psychiatrischen Ärzte noch am ehesten bewusst, dass die Art der Finanzierung ein brisantes Thema ist – 49 Prozent kreuzte dies an. Bei den Ärzten der Akutsomatik erreichte der Wert nur 37 Prozent.
Im Auftrag der FMH führt das Institut gfs.bern seit 2011 eine repräsentative Befragung bei der Spitalärzteschaft und im praxisambulanten Bereich in der Akutsomatik durch. Seit 2013 werden auch Ärzte und Ärztinnen der Rehabilitation und Psychiatrie befragt. In der aktuellen Erhebung 2017 befragte GFS 1'471 Medizinerinnen und Mediziner.
Tendenziell neigt die Ärzteschaft dabei dazu, eine finanzielle Beteiligung der Kantone an der stationären wie auch an der ambulanten Versorgung zu bevorzugen. Unter allen diskutierten Vorschlägen holte diese Idee die grösste Zustimmung – sie lag bei 32 bis 44 Prozent.
Seltener als wünschenswert beurteilt wird der Vorschlag, dass die Kosten für ambulante oder stationäre Behandlungen ausschliesslich per Krankenkasse finanziert werden – hier stimmten knapp 20 Prozent zu.
Welches Finanzierungssystem ambulant/stationär wünschen Sie sich für die Zukunft? | Quelle/Grafik: GfS-FMH
Allerdings: Insgesamt sind die Ergebnisse recht vage. «Es wird ersichtlich, dass in allen befragten Ärztegruppen weiterhin Aufklärungsbedarf herrscht und viele kein gerichtetes Urteil über ihre Präferenzen abgeben», schreiben die Sozialforscher von GFS Bern; das Institut hatte die repräsentative Ärzte-Umfrage im Auftrag der FMH durchgeführt. Das heisst: Hier dürfte noch Aufklärungsbedarf bestehen.
Klar scheint nur, dass das heutige Finanzierungsmodell in der Ärzteschaft als unbefriedigend gilt. In allen befragten Gruppen gab eine relative Mehrheit an, mit der heutigen Lösung nicht zufrieden zu sein.
Bekanntlich spielen diverse Mediziner-Organisationen mit der Idee,
notfalls eine Volksinitiative zu lancieren – gegen die sonderbare Lösung, wonach die Kantone 55 Prozent der Kosten eines Spitalaufenthalts bezahlen, aber nichts bei einem ambulanten Eingriff. «Es muss etwas geschehen», sagte der Sekretär der Schweizerische Belegärzte-Vereinigung, Florian Wanner, unlängst: «Wenn die politischen Vorstösse zur einheitlichen Finanzierung nicht erfolgreich sind, dann lancieren wir die Initiative.»
Auslöser Tarmed-Eingriff
Stellung nahm auch Josef E. Brandenberg: Auch der Verband der Chirurgen könnte sich hinter solch eine Initiative stellen, sagte der FMCH-Präsident in der «Luzerner Zeitung». Und FMH-Präsident Jürg Schlup doppelte nach: «Eine solche Initiative würde die FMH unterstützen.»
Den Ausschlag zum Projekt gegeben hätten der jüngste Prämienanstieg sowie der Tarmed-Eingriff des Bundesrats, erklärte SBV-Vertreter Florian Wanner. Die Einsparungen durch die Tarifänderungen seien klein, aber hätten dennoch unerwünschte Folgen.