Seit 2016 stehen Schweizer Pharmaunternehmen in der Pflicht, Zahlungen an Ärzte, Apotheker, medizinisches Personal, Kliniken, Spitäler und Forschungsinstitute offenzulegen. Stichtag ist jeweils der 30. Juni.
Zum dritten Mal sind mithin die Vergütungen der Pharmaindustrie an die Leistungserbringer greifbar. Es handelt sich um Honorare für Referate, Gebühren für Fachkongresse oder Reise- und Übernachtungskosten. Die Bündelung aller Zahlungen nimmt jeweils der Branchenverband
Scienceindustries vor.
60 Unternehmen legen offen
Aus den aktuellen Listen geht hervor, dass die 60 Unternehmen, die sich in der Schweiz auf den Transparenzkodex (PKK) verpflichtet haben, im Jahr 2017 gut 153 Millionen Franken zahlten. Das sind 19 Millionen Franken oder 14 Prozent mehr als im Vorjahr und leicht weniger als 2016, als 155 Millionen Franken gezahlt worden waren.
Die Zahlungen 2017 setzen sich so zusammen:
- 90 Millionen Franken an Gesundheitsorganisationen (Vorjahr: 75 Millionen Franken)
- 49 Millionen Franken für Forschung und Entwicklung (Vorjahr: 44 Millionen Franken)
- 14 Millionen Franken an Fachpersonen (Vorjahr: 15 Millionen Franken)
Die 60 Unternehmen, die den Kodex unterzeichnet haben, decken laut eigenen Angaben über 80 Prozent des gesamten Schweizer Pharmamarkts ab. Hochgerechnet dürften die Vergütungen also gegen 200 Millionen Franken erreichen.
Roche und Novartis mit 26 Millionen Franken
Zu den spendabelsten Pharmaunternehmen gehören die Schweizer Multis Roche und Novartis.
Roche zum Beispiel zahlte insgesamt 13,9 Millionen Franken an Ärzte, Fachorganisationen und Kliniken. Der Marktleader für Krebsmedikamente entrichtete allein 1,3 Millionen an die European Society for Medical Oncology (ESMO). Top-Bezüger unter den Ärzten ist Rolf Stahel, Leiter des Cancer Centers am Universitätsspital Zürich. Er erhielt von Roche 27'604 Franken.
Novartis entrichtete 2017 insgesamt 11,8 Millionen Franken. Der höchste Betrag mit 1,2 Millionen Franken ging an die European Respiratory Society (ERS). Hunderte von Ärzten erhielten Beträge in Höhe von einigen hundert Franken.
Unter den Ärzten ist Nikhil Yawalker, stellvertretender Chefarzt der Klinik für Dermatologie am Inselspital, grösster Zahlungsempfänger - er bezog 10'750 Franken vom Novartis. Ebenfalls gut 10'000 Franken gingen an Thomas Lüscher vom Centre for Molecular Cardiology in Zürich.
GlaxoSmithkline übersichtlich
Während bei den meisten Pharmafirmen die Listen versteckt aufgeführt und nur schwer zu entschlüsseln sind, legt GlaxoSmithkline eine übersichtliche Auswertung der Zahlungen und Empfänger vor. Der Konzern zahlte den Leistungserbringern insgesamt 3,8 Millionen Franken, davon 1,6 Millionen an Schweizer Gesundheitsorganisationen und knapp 2 Millionen an internationale Gesundheitsorganisationen. An medizinische Fachpersonen direkt gingen 44'000 Franken - durchschnittlich 872 Franken an 51 Ärzte. Zwei Mediziner bezogen den Höchstbetrag von je gut 2'000 Franken.