Kaum ein Arzt geht in der Schweiz heute noch auf Hausbesuch. Doch genau das bietet die Plattform DocsVisit an: Mit wenigen Klicks lässt sich der Arzt nach Hause zum Patienten bestellen. «Wir möchten, dass sich unsere Patienten bei ihrem Arzttermin wohl fühlen und das geht am besten im gewohnten Umfeld», sagt Mitgründer Simon Hodel.
Viele Krankheiten könnten Ärzte dank mobiler Diagnostik problemlos zu Hause bestimmen und behandeln. Patienten sollen so weniger ins Spital. Vor allem werde auf unnötige Abklärungen, Labor- und Röntgengeräte verzichtet – was Gesundheitskosten spare.
Ältere chronisch kranke Patienten im Fokus
Das Modell von DocsVisit umfasst alles, was ein Hausarzt in der Regel anbietet, sei dies nun chronisch oder akut. Einzig Notfallmedizin bietet die Firma nicht an. Chronisch kranke Patienten werden wenn immer möglich von ihrem eigenen Arzt besucht. Vor allem die zunehmend alternde Bevölkerung ist laut den Gründern darauf angewiesen, dass der Hausarzt wieder vermehrt nach Hause kommt. «Damit bleibt der mühsame und kostspielige Gang ins Spital oder zur Arztpraxis erspart», schreibt das Startup aus Brüttisellen.
Obwohl Termine auch telefonisch zu vereinbaren sind, dürften gerade ältere Patienten weniger auf Online-Portale setzen. Vielfach betreuten aber Gesundheitsmanager diese Patientengruppe: etwa Familienangehörige oder Bekannte. «So kann beispielsweise eine Tochter aus Luzern online einen Arzttermin für die Mutter aus Zürich buchen», erklärt Hodel auf Anfrage. Möglich sei zudem, dass Institutionen wie Pflege- und Altersheime oder die Spitex direkt online Termine für Ihre Bewohner abmachen.
Arztbesuch im gewohnten Umfeld statt Cybermedizin | Screenshot Docsvisit
Schweizweit Hausbesuche als Ziel
Aktuell ist das vor kurzem gegründete Unternehmen in den Regionen Zürich und Basel tätig – mit vier Ärzten und einer Ärztin. Bis Ende Jahr strebt die Firma die Erweiterung auf ländliche Gegenden an.
DocsVisit hat sich zum Ziel gesetzt, schweizweit Hausbesuche durchzuführen.
Mit wenig Aufwand könnten neue Regionen dem Netzwerk beitreten. «Findet sich ein Arzt in anderen Kantonen wie zum Beispiel Uri oder Glarus, sind wir sofort bereit unser Modell auch in ländlichen Regionen zu tragen» sagt Simon Häfliger, Mitgründer und Arzt.
Flexibler Arbeitsplan für Job und Familie
Das neue Modell soll nicht nur den Patienten zu Gute kommen, sondern auch den dort tätigen Ärzten. Diese könnten Familie und Beruf gut vereinen, heisst es. Denn viele und gerade junge Hausärzte wünschten ein flexibles Arbeitsumfeld und Teilzeitpensen. Über die Plattform könnten die Mediziner grundsätzlich selbst steuern, wieviel und wann sie arbeiten. Dank einem Programm reise ferner jeder Arzt zu dem ihm nahegelegenen Patienten in der optimalen Reihenfolge.
Mit diesem neuen Arbeitsmodell wollen die Gründer auch einen Beitrag zur Wiedereingliederung von Ärztinnen mit kleinen Kindern leisten. Und das Startup verspricht weniger Bürokratie: DocsVisit vereinfache die Administration soweit wie möglich, damit sich die Ärzte auf das Wohl der Patienten konzentrieren könnten.