Wie verändert sich das Bewusstsein zum Thema Viren? Welche Einflüsse prägen die Ängste? Wie äussern sich die Menschen zu Themen wie Impfen, ansteckenden Krankheiten und Ansprechpersonen im Notfall?
Antworten dazu bietet eine Befragung, die GfS Bern unter gut 1200 Personen durchgeführt hat; die repräsentative Erhebung erfolgte für das «Virusbarometer», mit dem der Pharmahersteller Gilead jährlich die entsprechenden Einstellungen in der Schweiz untersuchen lässt.
Grundsätzlich zeigt das diesjährige «Virusbarometer», dass man sich mehrheitlich gesund fühlt – zu 87 Prozent –, wobei allerdings der eigene Gesundheitszustand als eher schlechter eingeschätzt wird, je tiefer das Einkommen ist.
Ebola? Welches Ebola?
Das Interesse an der Gesundheit ist gross, aber selektiv: 84 Prozent der Schweizer Einwohner interessieren sich für Gesundheitsthemen; an Neuigkeiten zum Thema «Viren» erinnern sich allerdings lediglich 36 Prozent der Befragten aktiv.
Am häufigsten wurden in der jüngsten Befragung Neuigkeiten rund um Grippeviren und Pandemien erinnert, gefolgt von Meldungen zum Thema Hepatitis; hier schien die Debatte um neue Medikamente zu Hepatitis C (und um deren Preise) eine Rolle gespielt zu haben.
Ebola kam erst auf dem nächsten Rang der Viren-Themen, an die sich die Befragten erinnerten. Insgesamt halbierten sich die Nennungen von Ebola als erinnerte Neuigkeit – verglichen mit 2014.
Präsentere Viren-Stoffe sind derzeit denn auch Hepatitis, HIV und Grippe. Auf die Frage «Welche Virus-Erkrankung stellt aus Ihrer Sicht die grösste Gefahr für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung dar?» nennen 23 Prozent Grippe- und Influenzaviren, 16 Prozent den HIV und 7 Prozent Hepatitis-Viren. Ebola erachten immerhin noch 3 Prozent als grösste Gefahr unter den genannten Bedrohungen.
Ein bemerkenswerter Graben zeigt sich beim Thema Impfen. Knapp ein Viertel der Schweizer findet es nämlich eher unwichtig, den eigenen Impfschutz aktuell zu halten. Und fast die Hälfte der Schweizer gibt an, der eigene Impfschutz sei nicht aktuell. Andererseits finden 61 Prozent, dass die Überprüfung der Aktualität der eigenen Impfungen in einem Gesundheitscheck enthalten sein sollte. Ebenso viele Prozent wären offen für eine Überprüfung ihres Impfstatus, würden sie vom Arzt darauf angesprochen.
Impfverweigerer und Impfskeptiker
Auf der anderen Seite verzichtet ein Viertel der Befragten bewusst auf einen aktuellen Impfschutz. An der Wirkung von Impfungen zweifeln indes weniger: Denn 87 Prozent stimmen der Aussage zu, dass dank Impfungen gewisse Krankheiten weltweit besiegt werden konnten.
Hausarzt vor Partner: Wem vertrauen Sie bei Gesundheitsproblemen, mit denen man nicht mit allen spricht?
Ergebnisse des Virusbarometers 2014 und 2015.
(Grafik: Virusbarometer 2015 / gfs Bern / Gilead)
Das «Virusbarometer» erkundigte sich auch nach der Vertrauenswürdigkeit von Ansprechpartnern im Gesundheitswesen. Mit Spitzenwerten brillierte dabei weiterhin der Hausarzt, ähnliches gilt für die Apotheker. Entgegen dem oft beschriebenen Trend zur Online-, Social-Media- und Selbstberatung bringt die repräsentative Umfrage dann in diesem Bereich eine gewisse Skepsis ans Licht: Nur 7 Prozent würden sich etwa mit einem heiklen Gesundheitsthema an ein Social-Media-Forum wenden; aber auch die Telefonlinien der Krankenkassen sind derzeit (mit 41 Prozent Zustimmung) noch nicht ganz mehrheitsfähig.
Impfen als Akt der Solidarität
Ein politisch bemerkenswertes Ergebnis dreht sich um die Impfpflicht. Obwohl eine flächendeckende Impfpflicht nur für wenige Befragte eine Option wäre, findet sich eine Mehrheit von 69 Prozent, die sich für obligatorische Masern-Impfungen bei Kindern ausspricht.
Hier deutet sich an, dass Impfen eben nicht primär als Selbstschutz verstanden wird, sondern als Akt der Solidarität; die entsprechende Aussage bejahen denn auch ähnlich viele Personen, nämlich 70 Prozent der Befragten.
Könnte man sich gegen Hepatitis C impfen, würde zudem ein grosser Teil der Befragten diese Impfung in Erwägung ziehen – nicht aber für HIV/AIDS.