Werden Medizinprodukte nun viel teurer?

Verschlechterte Patientensicherheit, Verknappung von Medizinprodukten sowie steigende Kosten. Das befürchtet die Eidgenössische Kommission für Konsumentenfragen.

, 27. August 2021 um 15:23
image
  • swissmedic
  • eek
  • rahmenabkommen
  • medizinprodukte
Der Abbruch der Verhandlungen über das Rahmenabkommen mit der EU hat auch Auswirkungen für Medizinprodukte. Dies jedenfalls befürchtet die Eidgenössische Kommission für Konsumentenfragen EKK. Sie empfiehlt dem Bundesrat, eine Situationsanalyse zu erstellen und Massnahmen zu ergreifen.
Das Problem liegt beim MRA, dem Mutual Recognition Agreement. Das MRA ist ein Instrument zum Abbau technischer Handelshemmnisse und Bestandteil des Pakets der sieben Abkommen der Bilateralen I zwischen der Schweiz und der EU, die am 1. Juni 2002 in Kraft getreten sind.

Für die EU ist die Schweiz ein Drittland

Das MRA harrt einer Aktualisierung. Doch laut EKK macht die EU die Aktualisierung von Fortschritten beim institutionellen Rahmenabkommen abhängig. Wie die EKK nun in einem Mediencommuniqué schreibt, teilte die EU mit, dass Schweizer Hersteller wegen dem Abbruch des Rahmenabkommens künftig wie Hersteller aus Drittländern behandelt würden. 
Damit müssten sie einen Bevollmächtigten in der EU ernennen. Zudem sollen Produkte, für die nach altem Recht gültige Konformitätsbescheinigungen seitens der Schweiz ausgestellt wurden, nicht mehr vom MRA profitieren können.

Nachteilige Folgen

Die EKK befürchtet nun für Patienten in der Schweiz nachteilige Folgen. Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic habe keinen Zugriff mehr auf die europäische Datenbank für Medizinprodukte. «Auswirkungen auf die Patientensicherheit können nicht ausgeschlossen werden», schreibt die EKK, wobei das so oder so nie ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus ortet die EKK ein «erhebliches Risiko der Verknappung von Medizinprodukten».
Europäische Hersteller könnten auf die Ernennung des verlangten Vertreters in der Schweiz verzichten, um sich diese Kosten für einen vergleichsweise kleinen Markt zu sparen. Gemäss Schätzungen der Branche könnte eine durchschnittliche Preiserhöhung von 10 Prozent und Prämienerhöhungen resultieren.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Bericht: Massive Hygienemängel in Schweizer Spitälern

Bei Inspektionen stellte Swissmedic in fast allen inspizierten Spitälern erhebliche Mängel bei der Sterilisation fest. Das Heilmittelinstitut empfiehlt eine Verbesserung des Qualitätsmanagements.

image

Das sagt Swissmedic zu Becetamol

Becetamol hilft bei Schmerzen und Fieber. Für Säuglinge und Kleinkinder können sie wegen der Hilfsstoffe gefährlich sein.

image

Medikament für Säuglinge wird vom Markt genommen

Mit Becetamol hat Swissmedic ein Produkt mit toxischen Hilfsmitteln zugelassen. Nun nimmt sie die Tropfen für Säuglinge und Kleinkinder aus dem Handel.

image

Swissmedic investiert einen grossen Batzen in digitale Transformation

Die Arzneimittelbehörde sucht viel Entwickler-Know-how, um vorhandene Software-Lösungen zu ersetzen. Dafür sollen über 30 Millionen Franken ausgegeben werden.

image

«Impfschäden»: Ein Update in Sachen Strafanzeigen gegen Swissmedic und Ärzte

Der Prozess betreffend die Strafanzeigen gegen impfende Ärzte und Swissmedic kommt zögernd voran. Inzwischen hat eine Einvernahme eines mutmasslichen Impfopfers stattgefunden.

image

Deshalb lässt die Schweiz den Moderna-Booster erst jetzt zu

Swissmedic erlaubt nun auch den an Omikron angepassten Covid-19-Booster-Impfstoff von Moderna – fünf Monate später als andere Länder.

Vom gleichen Autor

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

image

So funktioniert die Sterbehilfe in Europa

In mehreren Ländern Europas ist die Sterbehilfe entkriminalisiert worden. Ein Überblick.